Jochen Eichelmann ist seit 2020 Geschäftsführer der Fränkischen Nachrichten und ist schon seit vielen Jahren in der Medienbranche tätig. Begonnen hat er, wie viele andere, mit einer Ausbildung. Im Interview spricht er über seinen Weg, frühe Weichenstellungen, Führungsrollen und darüber, was er heutigen Auszubildenden raten würde.
Du hast die gleiche Ausbildung gemacht wie ich. Wie kamst du dazu?
Als ich mein Abi gemacht habe – das war eher durchschnittlich – war ich noch relativ unentschlossen und hatte damals glücklicherweise in meinem Zivildienst Zeit zum Nachdenken. Ich hatte Glück: Durch meinen Vater, er war gelernter Drucker und Disponent, hatte ich früh Berührungspunkte mit Medien, und gleichzeitig hat mich Kommunikation natürlich auch persönlich interessiert. Die Frage war für mich: Wie kann ich Informationen an viele Menschen bringen, damit Geld verdienen und welche Wege gibt es dafür?
Was für ein Azubi warst du?
Ich war schon damals ein sehr zielstrebig. Schon bevor ich die Ausbildung begonnen habe, habe ich private Fortbildungen zu Rhetorik, Präsentationen und Excel gemacht. Ich hatte für mich gemerkt: Das braucht es in egal welchem Job, den ich mal lernen werde. Und das hat sich dann in der Ausbildung auch so durchgezogen. Ich dachte mir: „In der Zeit, die du hier investierst, willst du alles mitnehmen was geht.“ Mein Ziel war es, zu verstehen, wie ein Unternehmen in der Medienbranche funktioniert. Und mit meinem Ausbildungsergebnis habe ich sogar eine Auszeichnung „einheimsen“ dürfen.
Hast du schon als Azubi im Kopf gehabt, irgendwann mal Chef zu werden?
Als Azubi noch nicht, aber kurz darauf schon. Da habe ich gemerkt, dass ich Lust darauf habe noch mehr zu bewegen. Und das entwickelt sich ja auch – je nachdem welche Erfahrung man macht, übernimmt man nach und nach auch gewisse Führungsaufgaben oder Verantwortung. Das hat sich im Studium fortgesetzt. Ich habe gemerkt, dass das ganz gut klappt. Ich hatte Spaß daran und das ist das Entscheidende.
Wie ging es nach der Ausbildung weiter?
Nach meiner Ausbildung arbeitete ich etwa ein Jahr als Mediaberater. Das war eine wirklich tolle Zeit. Ich habe gelernt, was es bedeutet, verantwortlich für seinen Bereich zu sein – nicht für Mitarbeiter, aber für seine Kunden, für seinen Arbeitsalltag und für die eigene Leistung. Es ging mir auch ganz klar nicht darum, einfach meine Zeit abzusitzen, sondern um Ziele, die man sich gesteckt hat und diese auch wirklich zu erreichen. Damals hat sich bei mir der Schalter umgelegt. Es ging um „Lust auf Leistung“ und die Erfahrung, dass Performance und eigene Erfolge eben auch Spaß machen können.
Ich hatte Lust gehabt noch mehr zu machen und hab mich dann dazu entschieden, ein Vollzeitstudium mit vertiefter Praxis an der FH in Würzburg zu starten. Ich durfte nahezu alle Semesterferien weiter für die heutige Vogel Communications Group arbeiten und hatte die Gelegenheit so in weitere Bereiche reinzuschnuppern, die ich vorher noch nicht kennen gelernt hatte. Ich hatte sogar die Gelegenheit einige Monate in London für eine Partneragentur zu arbeiten und Erfahrungen zu sammeln, wie Medien außerhalb Deutschlands funktionieren. Dafür bin ich bis heute sehr dankbar.
Während meines Studiums hatte ich die Gelegenheit genutzt, ein Semester in den USA zu studieren. Das war eine echte Bereicherung – meinen Horizont noch mal richtig aufklappen zu dürfen. Danach bin ich zu Schwäbisch Media und habe als Assistent der Geschäftsführung gestartet. Ich glaube, ich war der erste Assistent der Geschäftsführung im konservativen Oberschwaben der lange Haare hatte. Ich durfte dort in meine erste tatsächliche Führungsposition in der Verlagsleitung eines regionalen Verlages antreten.

Welche Herausforderung hat dich am meisten gefordert?
Für mich persönlich war der Weg zu einer Führungskraft mit einer Entwicklung verbunden. Ich musste lernen, was es bedeutet, für andere Menschen Verantwortung zu übernehmen. Das kann auch bedeuten, dass man schwere Entscheidungen treffen muss. Ich musste lernen, damit zurechtzukommen. Andererseits muss einem auch bewusst sein, dass der eigene Einflussbereich begrenzt ist. Manche Markt- und Technologieentwicklungen kann man als Individuum nicht beeinflussen, dass irgendwann der Bleisatz verschwunden ist, die IT Einzug hielt – oder dass jetzt die Künstliche Intelligenz da ist. Als Führungskräfte können wir jedoch bewusst entscheiden, wie wir uns weiterentwickeln und transformieren und ob wir Veränderung als Chance begreifen und dies auch vermitteln. Nach meiner Erfahrung spielen Kommunikation und Empathie hierbei eine große Rolle.
Wie hat sich der Umgang zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden im Laufe der Jahre verändert?
Das war früher deutlich konservativer, als es heute ist. Heute würde ich sagen: Es ist viel wichtiger, auch deutlich mehr Nähe zu seinen Kolleginnen und Kollegen zu haben. Wir duzen uns hier alle im Haus – das bringt auch schon eine gewisse Nähe mit sich. Vor 20 Jahren war da deutlich mehr Distanz. Aber das richtig einzujustieren, das war sicherlich auch eine Herausforderung auf dem Weg zur Führungskraft.
Wie war es plötzlich Chef zu sein?
Ich würde sagen, dass ich als junge Führungskraft schon mal etwas aufgeregt war. Jetzt musste man die Verantwortung übernehmen und auch mal schwere Entscheidungen treffen – oder vielleicht auch mit deutlich älteren Kollegen in die Diskussionen gehen oder sie überzeugen. Und ich glaube, da habe ich viel lernen dürfen und auch müssen. Das kann man sich nicht alles in der Theorie aneignen – weder in dem Studium noch in der Ausbildung. Man kann Dinge trainieren, das habe ich damals sicherlich auch in Führungskräfte-Workshops und Seminaren gemacht. Und trotzdem ist es so, dass man natürlich vor allem an den Erfahrungen wächst.
Und da ging auch mal etwas in die Hecke und auch ein Personalgespräch war vielleicht nicht so, wie ich mir das erträumt hatte. Da ist man dann auch mal abends nach Hause gegangen und hat sich gedacht: „Ah, das hast du nicht gut gemacht!“ Das Wichtige ist, daraus zu lernen und sich mit den Erfahrungen weiterzuentwickeln.
Was würdest du Azubis raten?
Wenn ich als junger Mensch in der Situation wäre, würde ich versuchen, Klarheit darüber zu gewinnen, was meine Ziele sind. Wo möchte ich hin? Habe ich schon ein Zielbild? Möchte ich eine Teamleitung übernehmen oder mich lieber in einem bestimmten Bereich wie Marketing oder Controlling spezialisieren? Möchte ich ein ganzes Unternehmen leiten? Oder möchte ich ein Top-Spezialist sein? Das sind unterschiedliche Richtungen – je klarer man sich darüber ist, desto einfacher ist es.
Ich würde mir überlegen, welche Kompetenzen dafür notwendig sind und dann abgleichen, ob der Job in fünf Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit vielleicht von der KI übernommen wird. Dann würde ich sehr konsequent, aber immer in kleinen Schritten, die benötigten Kompetenzen – nicht nur fachlich, sondern auch persönlich – weiterentwickeln. In sich selbst zu investieren ist immer eine gute Entscheidung
Außerdem darf man sich niemals darauf ausruhen, dass man von jemanden ausgebildet wird. Es gibt auch günstige oder teilweise kostenlose Seminare, Webinare und innovative Events. Man hat viele Möglichkeiten, sich selbst mit Kompetenzen aufzuladen.
Außerdem würde ich mir zielgerichtet, ein Netzwerk an Menschen aufbauen, die ähnliche Interessen, Ziele oder Kompetenzen haben und mit denen man sich gemeinsam weiterentwickeln kann. Egal ob digital oder persönlich.
Was würdest du rückblickend anders machen?
Aus heutiger Sicht hätte ich noch früher damit anfangen sollen, mich mit digitalen Tools zu befassen. Technologie spielt heute eine unglaublich große Rolle und dazu gehört auch das Wissen: Welche Technologie ist die richtige? Welche Rolle spielt sie zukünftig im Zusammenspiel mit uns als Menschen und das in fast jedem Job? Überall ist Technologie ein absolut entscheidender Faktor.
Natürlich bringt KI auch Risiken mit sich. Mein Blickwinkel ist: Was sind die Chancen darin? Wie setze ich sie sinnvoll ein?
Es wird meiner Ansicht nach nicht zwingend so sein, dass mein Arbeitsplatz durch KI ersetzt wird, sondern eher, durch eine Person, die richtig mit KI umgehen kann. Denn jeder Job verändert sich, und zu nahezu jedem Job wird zukünftig der sinnvolle Einsatz von KI dazugehören.
KI allein reicht natürlich nicht. Wir müssen unser Gehirn trainieren und schulen, um bewerten und einordnen zu können, was die KI uns liefert. Und deshalb glaube ich: Der Mensch bleibt weiterhin ein absolut entscheidender Faktor. Aber zu glauben, dass dieser Zug einfach an uns vorbeifährt, wäre eine verpasste Chance.

