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Erstes „Wirtschaftsforum Spotlight“ fand in Tauberbischofsheim statt

Nov. 15, 2024 | Wirtschaftsforum

Wirtschaft im Norden Baden-Württembergs ist gleichbedeutend mit starkem Mittelstand. Und der befasst sich gerade intensiv mit der digitalen Transformation. Dass das kein Spaziergang ist, wurde beim ersten hochkarätigen „Wirtschaftsforum Spotlight in den Fokus gerückt.

Bild: Die Moderatoren Prof. Dr. Kim Linsenmayer und FN-Chefredakteur Fabian Greulich (von links), FN-Geschäftsführer Jochen Eichelmann, Fränzi Kühne, Gunther Wobser, Sophie Krimmer (Futurelabs), Landrat Christoph Schauder, Jörg Ernstberger (Geschäftsführer der Südwestmetall Bezirksgruppe Heilbronn/Region Franken, VS-Geschäftsführer Philipp Müller und Peter Vogel (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Tauberfranken).

Von Heike v. Brandenstein

Unternehmen mit Strahlkraft in die Welt sind an der Spitze Baden-Württembergs zu Hause. Sie stehen für Innovation und Leistungsfähigkeit, bieten sichere Arbeitsplätze und sind höchst wandlungsfähig. In krisenhaften Zeiten mit Krieg in Europa und der Welt, unsicherer politischer Lage, Fragezeichen gegenüber dem frisch gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten, einer gerade zerfallenen deutschen Regierung, Inflation und Rezession scheint es mutig, sich bei einem Wirtschaftsforum positiv zu präsentieren. „Digitale Transformation“ lautete das Stichwort, das sich die Macher auf die Fahnen geschrieben haben.

Die Idee, so FN-Geschäftsführer Jochen Eichelmann, habe er gemeinsam mit Jörg Ernstberger, Geschäftsführer von Südwestmetall, entwickelt. In der nicht gerade dicht besiedelten Region Tauber-Odenwald gebe es kaum echte Wirtschaftsevents, die Austausch ermöglichen und Perspektiven in den Blick nehmen, so die Erkenntnis. Landrat Christoph Schauder zögerte nicht, mit ins Boot zu steigen – und so wurde aus der Idee Realität. Allen war klar, was die größte Herausforderung sein wird: Die digitale Transformation.

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Miteinander der Unternehmen wichtiger denn je

„Damit diese Transformation klappt, müssen wir uns richtig in die Seile hängen“, meinte Jochen Eichelmann einleitend. Er plädierte für ein Miteinander der Unternehmen in der Region, die gleichermaßen auf Tradition und Fortschritt setzen. „Es gilt, den Wandel aktiv zu gestalten“, so sein Appell.

Hoch oben von der Terrasse des Reichstags würdigte Bundestagsabgeordnete Nina Warken per Videobotschaft den Mittelstand als festes und verlässliches Fundament der deutschen Wirtschaft, Vizelandtagspräsident Dr. Wolfgang Reinhart nannte ihn den „Joker im Standortpoker“.

Professorin Dr. Kim Linsenmayer und FN-Chefredakteur Fabian Greulich führten durch das Programm. Kurzweilig sollte die Keynote von Fränzi Kühne ausfallen. Die einst jüngste Aufsichtsrätin Deutschlands, Mitgründerin der ersten deutschen Social Media Agentur und jetzige Teilzeit-Vorständin der Edding AG ging prägnant und präzise auf die Notwendigkeit stetiger, ganz unterschiedlicher Transformationsprozesse ein. „Es geht immer darum, keinen Stillstand zu haben und flexibel zu sein“, so ihr Credo.

„Bloß kein Stillstand“ lautet das Motto der, wie sie selbst sagt, durchaus quengeligen Vorständin der Edding AG, Fränzi Kühne. © Sabine Holroyd

Ihr frei und äußerst souverän gehaltener Vortrag zeigte, das Frau nicht nur aufmischen kann, sondern durchaus kämpferisch eigene Ideen zu vermitteln weiß. Auf die Frage, wie digitale Transformation funktionieren kann, lautet ihre simple Botschaft: „Einfach machen und das Thema mutig angehen.“ Gerade mitten in einer krisenhaften Zeit gelte es, die Ärmel hochzukrempeln und mit neuen Köpfen und neuen Ideen aufzubrechen.

Denken in starren Strukturen und Hierarchien überwinden

Ganz so einfach scheint es aber doch nicht so sein, denn es müssten viele Hürden überwunden werden: das Denken in starren Strukturen und Hierarchien, das Überwinden von Angst gegenüber Neuem, die Skepsis vor Unwägbarkeiten. Kühne sprach sich dafür aus, Strukturen zu überdenken und überall radikal aufzuräumen, Teams divers aufzustellen und flexible, familiengerechte Arbeitszeitmodelle anzubieten. „Kein Meeting nach 16 Uhr“, so ihre Ansage. Sie zeigte sich überzeugt, dass nicht über, sondern mit den Mitarbeitenden geredet werden müsse, um ihre Bedürfnisse und ihre Offenheit gegenüber Veränderungen zu kennen. Fränzi Kühne: „Ein Obstkorb und ein Kickertisch reichen nicht.“

Aus ihrer Erfahrung als Tandem-Vorständin bei Edding mit 60 Prozent Arbeitszeit, nannte sie die Vorteile dieses Systems. Das Familienunternehmen Edding habe sich getraut, neue Wege zu gehen. Klar bekannte sie sich auch zu einer Fehlerkultur, dem beständigen Hinterfragen des eigenen Wegs und zu einer transparenten Kommunikation. Kühne: „Das ist kein Spaziergang.“

Wichtig ist ihr auch das Thema Diversität. Sie verdeutlichte anhand von Zahlen, dass es mehr Vorstände von Dax-Unternehmen mit dem Namen Thomas in Deutschland gebe, als Vorständinnen in der gesamten Republik. „Wir müssen raus aus der muckelig gemütlichen Männerrunde“, appellierte sie für mehr Weiblichkeit in Chefetagen. Und sie rief das vornehmlich männliche Publikum dazu auf, sich eigene Vorurteile bewusst zu machen, Frauen Netzwerke zu öffnen und nur auf ein Podium zu steigen, wenn mindestens eine Frau dabei ist.

Verlässlichkeit und Innovation miteinander verbinden

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion ging es um die Frage, welchen Weg Unternehmen vor Ort einnehmen, um die digitale Transformation zu schaffen. Dr. Gunther Wobser blickte auf den bereits jahrelangen Prozess seines Unternehmens „Lauda“, bei dem auch Scheitern dazugehöre. Es sei schwierig, mitten im Wandel innovativ zu sein und die Belegschaft mitzunehmen, obgleich seine Firma die Verlässlichkeit eines Familienunternehmens biete. Letztlich handele es sich immer um die Komplexität, scheinbar widersprüchliche Dinge zu vereinen.

Jörg Ernstberger, der als Geschäftsführer der Südwestmetall Bezirksgruppe Heilbronn, viele Betriebe von innen sieht, empfahl, Hilfe von außen anzunehmen, um eine gewisse Betriebsblindheit abzulegen und Veränderungen anzustoßen. Zudem appellierte er, Synergien zielgerichtet zu nutzen und Leuchttürme für eine gute und konstruktive Zusammenarbeit einzureißen.

VS-Geschäftsführer Philipp Müller stellte die Verbindung zwischen Schulmöbeln und Digitalisierung mühelos her, haben sich die VS bereits vor Jahren mit der entsprechenden Ausstattung befasst. Er sieht es jedoch nicht als zwingend an, in der Schule alles zu digitalisieren, sondern vielmehr die Möglichkeit zu bieten, mit dem Display zu arbeiten. Hier gebe es jedoch beim Breitbandausbau noch eine große Lücke, die geschlossen werden muss.

Fränzi Kühne plädierte beim Thema Schule und Digitalisierung dafür, die Pädagogen zu unterstützen, um digitales Lernen besser zu ermöglichen. „Der Digitalpakt war eine gute Idee, aber die Umsetzung war Mist“, so Kühne.

Stolz auf den erstmals ausgelobten Innovationspreis „Spotlight“: Der ehrenamtliche Geschäftsführer Dr. Gunther Wobser und Geschäftsführerin Sophie Krimmer erhielten die Auszeichnung für Futurelabs aus den Händen von Landrat Christoph Schauder. © Holroyd

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