Drei Generationen des Bauunternehmens Pfeuffer haben an dem Gebäudekomplex in Zimmern mit gebaut, der jetzt neuer Firmensitz ist. Warum man sich für eine Sanierung entschieden hat.
Von Diana Seufert
Zimmern. Wenn ein Gebäude sprechen könnte, hätte es viel zu erzählen. Direkt neben den Gleisen und nur wenige Meter vom Bahnhof Zimmern entfernt steht in der Vilchbänder Straße eine Halle, die schon viel „erlebt“ hat: Ob Möbel- und Hobelbankfabrikation, ob Kakaofabrik oder Lagerhalle. Lange stand ein Teil der Räume leer, bis nun das Familienunternehmen Pfeuffer seinen Firmensitz Anfang des Jahres dorthin verlagert hat. Den 50. Geburtstag der Firmengründung hat man bereits dort gefeiert.
Wo früher Kakao verpackt wurde, ist seit kurzem der Firmensitz des Bauunternehmens Pfeuffer in Zimmern. © Pfeuffer GmbH
Der Blick geht zufrieden durch die neuen Räume. Seniorchef Thomas Pfeuffer und seine Frau Hiltrud sowie Sohn Tobias laden zum Rundgang ein. Viel Herzblut wurde in die Sanierung des Gebäudes gesteckt. Hell und freundlich sind die Büroräume im Empfangs- und Eingangsbereich. „Früher war das die Verladung“, erzählen sie. Ein kleiner „Showroom“ an der Wand zeigt, was das Bauunternehmen kann. Man hat sich auf Bauprojekte mit Natursteinen und Restaurierungsmaßnahmen mit historischen Materialien spezialisiert. Im Gebäude selbst wurde Vieles „wiederverwertet“. Alte Mauersteine bekamen nach der Aufarbeitung eine „zweite Chance“ und offenbaren dem Betrachter ihren authentischen Charme: Ob Krensheimer Muschelkalk, roter Sandstein oder Donaukalk. Das hohe Niveau, mit dem man bei den Kunden punkten will, stellt man an unterschiedlichen Fassaden- Ausschnitten unter Beweis.
Sanieren statt abreißen ist die Devise
Handwerk wurde in dem Areal schon immer großgeschrieben. 1967 für die Verarbeitung von Kakaoprodukten geplant, zog in den 1970er Jahren in einem Teil des Gebäudes die Möbelschreinerei Hofmann ein. Die hat sich später auf die Herstellung von Hobelbänken spezialisiert. Die Manufaktur Hofmann & Hammer hat bis heute noch Lagerräume in dem Komplex. 1978 folgte die Erweiterung der Gebäude mit einer größeren Halle.
„Den alten Schuppen abreißen“ wurde ihnen oft genug geraten. Die Pfeuffers haben es nicht getan. Statt der Abrissbirne kam also die Sanierungsplanung. Bis es soweit war, hat es die Pfeuffers einiges an Zeit gekostet. „Ein ganzes Jahrzehnt hat es letztlich gedauert, bis wir endlich starten durften“, erinnert sich Maurermeister und Seniorchef Thomas Pfeuffer. Denn der frühere Besitzer wollte sich nicht so leicht vom Objekt trennen. Und: Die Verträge mit den alten Mietern, wie etwa die Hobelbankmanufaktur, hat man übernommen.
Drei Generationen waren beteiligt
Warum die Familie so an dem Gebäude hängt, erklären die Pfeuffers ganz freimütig: Schon der Firmengründer Bernd Pfeuffer hatte zusammen mit Sohn Thomas 1978 an der Erweiterung mitgebaut. Die nochmalige Vergrößerung der Halle haben dann Thomas und Sohn Tobias übernommen. „Drei Generationen Pfeuffers an einem Gebäude – das ist etwas Besonderes.“
So sah das Gebäude vor den Umbaumaßnahmen aus. © Pfeuffer GmbH
Diese Besonderheit spiegelt sich in dem sanierten Gebäude wider. Mit viel Akribie und Geduld wurde das Projekt angegangen. Zahllose Abende verbrachten Thomas und Tobias Pfeuffer in der Halle, haben viele Arbeiten selbst übernommen. Teilweise habe man den Umbau bis tief in die Nacht vorangetrieben. „Ohne die Hilfe unserer Freunde und Mitarbeiter wäre dieser Umbau nicht möglich gewesen“, so Tobias Pfeuffer. „Vor allem meine Mutter Hiltrud hat einen großen Anteil daran.“
„Als wir die abgehängte Decke in der Abfertigungshalle runtergenommen haben, rieselte jede Menge Kakaopulver herunter“, erinnert sich Tobias Pfeuffer mit einem Lächeln. Er ist großer „Kaba-Fan“. Millionenfach wurde das Pulver in diesen Räumen in Dosen abgepackt – in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Die Produktion lief bis ins Jahr 2002. Selbst in den Fugen der Fliesen hatten sich Partikel festgesetzt.
Eine historische Aufnahme der Kakaofabrik. © Familie Pfeuffer
Alles wurde gründlich gesäubert, kaputte Fliesen ersetzt. Eine der vielen Neuerungen aber ist das große Rolltor, damit künftig die Baumaschinen des Unternehmens in der Halle – die übrigens eine Fußbodenheizung bekommen hat – repariert und gewartet werden können. Wo bis vor kurzem noch so mancher Oldtimer abgestellt war, wird nun eine Werkstatt des Bauunternehmens eingerichtet.
Dabei wurde die vorhandene Architektur geschickt in die Neukonzeption eingearbeitet. Etwa bei der Staplerrampe im Gebäude. Sie diente früher zur Überbrückung der unterschiedlichen Ebenen. Nun ist sie eine Hilfe bei der Barrierefreiheit. Für Helligkeit sorgen die großen Dachfenster.
Energetisch auf dem modernen Stand der Technik
Überhaupt hat man den Komplex energetisch auf den neuesten Stand gebracht: Wärmedämmung der Fassaden und der Hallenböden, Deckenerneuerung, Fußbodenheizung. Moderne Elektrik und die Vorbereitung für Glasfaser fehlen ebenfalls nicht. Im März 2024 fiel der Startschuss für den Umbau, Mitte November konnte das 50-jährige Bestehen des Familienbetriebs bereits dort gefeiert werden.
Das Bauunternehmen Pfeuffer aus Zimmern hat sich auf historische Gebäude und historische Baustoffe spezialisiert. Was alles möglich ist, zeigt ein kleiner Showroom. © Familie Pfeuffer
Noch nicht ganz verflogen ist der Ärger mit der Telekom wegen der Telefonleitungen. Dafür sorgt der Schallschutz für Freude. „Der Zug rollt vorbei und man hört nichts“, ist Bauingenieur Tobias Pfeuffer begeistert. Vor allem im Schulungs- und Besprechungsraum mit Blick auf die Bahngleise herrscht Ruhe. In dem Raum finden nicht nur Kundentermine statt, sondern auch Fortbildungen.
„Aus Stein entstehen Kunstwerke“, unterstreicht Thomas Pfeuffer, der den Beschäftigten und Kunden seine Liebe zum Material Stein näherbringen will. So zeigen stilisierte Fensternischen, wie historische Steine ihre Wirkung entfalten. Genutzt wurde dabei verschiedene Mörtel, die dem historischen Fugenmörteln mit den traditionellen „Kalkspatzen“ nachempfunden wurden. „Es ist immer wieder überraschend, wie gut die Bauarbeiter und Architekten ihr Handwerk früher verstanden haben und mit den damaligen Möglichkeiten so viel erschaffen konnten“, zollt Vater Thomas Respekt. Gerade bei den denkmalgeschützten Gebäuden, für die man eine Zulassung hat, werde dies deutlich. „Mir tut es in der Seele weh, wenn alte Bruchsteine entsorgt werden.“ Deshalb habe man auch einen Handel mit historischen Baustoffen gegründet.
Die alte Verladerampe wurde ins neue Bürogebäude integriert. © Familie Pfeuffer
Die Pfeuffers fühlen sich der Region und vor allem Zimmern sehr verbunden. Deshalb hat es sie besonders gefreut, dass sich die Fastnachter der „Zimmerer Hore“ beim Jubiläum eingebracht haben. Das „Hoch auf den goldenen Boden des Handwerks“ kam prächtig an. Schließlich ist für das Bauunternehmen auch der Fachkräftemangel ein Thema.
In die alte Kakao-Fabrik zieht wieder Leben ein. Das habe sich auch Grünsfelds Bürgermeister Joachim Markert gewünscht. Über die Unterstützung der Stadtverwaltung ist man im Unternehmen sehr froh. Auf alten Fotos zeigt Thomas Pfeuffer die Arbeit, die vor allem von den Frauen des Ortes verrichtet wurden. Und so verbindet die Zimmerner Familie Pfeuffer noch eine weitere Besonderheit mit diesem ungewöhnlichen Industriekomplex: „Meine Uroma hat hier auch schon gearbeitet“, sagt Tobias Pfeuffer. Er freut sich, dass sich mit dem Einzug des Bauunternehmens ein Familienkreis wieder schließt und das Haus wieder in neuem Glanz erstrahlt.