„Die Mehrwegbranche ist ein neuer Markt und der wächst gigantisch!“ Das sagt Sven Döding, dessen Bad Mergentheimer Firma inzwischen 1,5 Millionen Mehrweg-Teile bundesweit im Umlauf hat. Das Unternehmen zieht in Kürze in größere Hallen.
Von Sascha Bickel
Die Erfolgsgeschichte der Mehrwegkonzepte Service GmbH geht weiter. Das Bad Mergentheimer Jungunternehmen ist auf Wachstumskurs und wechselt in wenigen Wochen (Anfang 2025) seinen Standort von den Herrenwiesen hinaus ins Gewerbegebiet „Beim Braunstall“. Dann zieht auch eine der größten Spezial-Spülmaschinen in Europa um – sie hat eine Stundenleistung von maximal 25 000 Teilen!
Die Firma – noch ansässig auf dem ehemaligen Postareal in den Herrenwiesen – hat sich zu einem Vorreiter in Sachen nachhaltiger Mehrwegprodukte entwickelt. Gegründet von den Geschäftsführern Sven Döding und Olga Axt, begann die Geschichte des Unternehmens mit einem einfachen Anliegen: den Müll im eigenen Kino „Movies“ in der Kurstadt zu reduzieren.
Zu viel Müll
„2017 sagte mir meine Frau, dass sie den vielen Müll in unserem Kino nicht mehr haben will – so fing alles an“, lacht „Movies“-Betreiber Sven Döding (48). „Unser Problem war dann aber, dass es für die benötigten Bechergrößen nicht die passenden Mehrweg-Lösungen gab.“ So nutzten sie anfangs Sammelbecher aus Plastik, die eigentlich nur für Promotionszwecke hergestellt worden waren. Abends nach den Filmvorführungen wurden sie alle gesammelt und zunächst in einer „normalen Gastro-Geschirrspülmaschine nach und nach gereinigt und danach von uns hundertfach – sonntags – auf Tischen zum Trocknen aufgestellt. Ein mühsames Geschäft!“
„Das war sehr zeitaufwendig und ineffizient, also beschlossen wir, unsere eigenen Mehrwegbecher herstellen zu lassen und in eine spezielle Spülmaschine für das Mehrweg-Geschirr zu investieren“, so Döding. Um die großen Investitionen rentabel zu machen, bot man den Mehrweg-Service auch anderen Kinos in der Region an.
Im Juni 2020 wurde das neue Unternehmen „Mehrwegkonzepte Service GmbH“ gegründet.
Gerade war man dabei den Kundenstamm auf- und auszubauen, da kam Corona und die Kinos mussten eine lange Zeit zwangsweise schließen. Also schwenkte die kleine Firma um auf den Gastrobereich, der mit To-Go-Essen plötzlich reges Interesse an Mehrweg-Angeboten zeigte, weil Einwegverpackungen schnell rar waren.
Döding erzählt: „In Pandemiezeiten gab es ein riesiges Interesse, doch nach Corona hatte die Gastronomie keinen Bock mehr auf To-Go und so war die Nachfrage auch schnell wieder weg.“ So entschied man sich für den Umstieg – weg vom kleinteiligen Bereich und hin zum professionellen Dienstleister und Spülservice für andere, mit Reinigung, Lagerung und Transport von Mehrweg-Geschirr.
Die Stärkung der Mehrwegsysteme durch gesetzliche Vorgaben brachte zusätzlichen Schwung ins Geschäft und so gelang es, den Umsatz in den Folgejahren deutlich auszubauen und namhafte Kunden wie eine große Kinokette zu gewinnen.
Heute bietet das Unternehmen ein breites Sortiment an Mehrweg-Geschirr für Veranstaltungen, Konzerte, Feste und eben Kinos an. Mit einer der größten Spülmaschinen Europas und einem Team von 17 Vollzeitmitarbeitern ist die Firma auf klarem Wachstumskurs. Durch Partnerschaften und Kooperationen in ganz Deutschland und Europa ist man zu einem wichtigen Akteur im Bereich nachhaltiger Mehrweg-Lösungen geworden.
Die Vision von Sven Döding und Olga Axt geht über die rein ökologische Nachhaltigkeit hinaus. Ihr Ziel ist es, beim Mehrweg-Geschirr eine umfassende Logistik- und Reinigungslösung anzubieten. Mit innovativen Konzepten und einer klaren Ausrichtung auf Qualität und Kundenservice hat sich das Bad Mergentheimer Jungunternehmen in der Branche längst etabliert.
Die Zukunftsaussichten sind vielversprechend, da der Markt für Mehrweg-Geschirr stetig wächst. „Waren 2023 noch bis zu 200 000 Mehrweg-Teile durch uns im Umlauf, so haben wir jetzt schon 1,5 Millionen“, so Döding: Trinkbecher in vielen Größen, aber auch Teller, Schalen und Schüsseln, Tassen und Besteck – für Veranstaltungen, für Konzerte und Feste, Stadtläufe und andere Sportevents sowie deutschlandweit etliche Kinos.
Fußball-EM und Olympische Spiele
Präsent war man in diesem Jahr auch bei der Fußball-Europameisterschaft im Sommer in den Fan-Zonen in Berlin, Hamburg, Köln und Stuttgart. Und auch bei den Olympischen Spielen in Frankreich kam über einen Partner Mehrweg-Geschirr zum Einsatz, das in Bad Mergentheim gereinigt, aufbereitet und neu ausgeliefert wurde.
Aktuell rücken wieder die Weihnachtsmärkte in den Fokus. Bad Mergentheim und Weikersheim werden mit Mehrwegprodukten versorgt, ebenso Märkte in Konstanz und weitere Städten.
Kommt ein gechipter Becher zum Einsatz, kann man sogar auslesen, wie oft dieser schon im Kreislauf war. Die Mehrwegschale für Pommes zum Beispiel schafft bis zu 500 Spülgänge. Die Becher der besseren Qualität bis zu 1000. „Das ist ökologisch allemal besser als jedes Einweggeschirr aus Fernost“, betont Döding, auch wenn der Lastwagen die Ware natürlich hin- und herfahre oder der Wasserverbrauch für die Reinigung hoch sei und das Wasser „leider nicht wie in der Autowaschstraße“ gefiltert und wiederverwendet werden darf.
Mit dem anstehenden Umzug ins Gewerbegebiet „Braunstall“ am Rande der Kurstadt begibt man sich als Pächter unter das Dach der Spedition Rüdinger aus Krautheim. Diese hat hier neue Hallen gebaut. Von 1000 auf bis zu 3600 Quadratmeter wächst die Mehrwegkonzepte Service GmbH, die ihren großen Strombedarf dank Photovoltaikanlage auch direkt vor Ort mit abdeckt.
„Wir brauchen mehr Platz, wollen aber auch gesund wachsen“, sagt Döding, der nächstes Jahr acht neue Stellen in der Logistik schaffen möchte.
„Es gibt immer mehr Mehrweg-Geschirr und alle Anbieter müssen schauen, wie und wo sie es gereinigt bekommen, dann kommen wir häufig ins Spiel“, freut sich Sven Döding und verweist auf die Lebensmittelbranche, die Supermärkte, die immer mehr Produkte in Mehrweg-Verpackungen stecken: Salate, Öle, Kaba und Kaffee, Kosmetik und selbst Gummibärchen. Es kommen nicht nur Plastik-, sondern auch Edelstahlbehälter und natürlich Gläser zum Einsatz.
„All diese Gefäße müssen später gereinigt werden. Das ist spannend für uns und bietet noch viel Potenzial“, freut sich Döding. Wichtig sei nur, dass es die Endkunden annehmen, um auch in den Regalen eine nachhaltige Veränderung zu erreichen.