Vollversammlung der IHK
Preis „Jugend macht Zukunft“ auf den Weg gebracht. Professorin Dr. Martina Klärle sprach vor dem Gremium
Heilbronn. Die Themen Gewinnung und Bindung von Fachkräften und die Zukunft der beruflichen Ausbildung standen im Mittelpunkt der jüngsten Zusammenkunft der Vollversammlungsmitglieder der IHK Heilbronn-Franken, am Mittwoch in Heilbronn. Als Gastredner sprachen zu diesem Themenkomplex die Präsidentin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) und Gründerin der Klärle-GmbH, (Gesellschaft für Landmanagement und Umwelt), Professorin Dr. Martina Klärle aus dem Weikersheimer Stadtteil Schäftersheim und der Professor am Fraunhofer Institut (IAO), Dr. Ing. Marc Rüger. Die Schäftersheimer Umweltwissenschaftlerin und Unternehmerin referierte zum Thema „Future Skills und deren Bedeutung für die Gewinnung und Bindung von Fachkräften“.
Bedeutung von „Future Skills“
Wie den Ausführungen der Hochschulpräsidentin zu entnehmen war, werden sich die Anforderungen an künftige Bildungsformate spürbar verändern. Dabei gewinnen auch die sogenannten „Future Skills“ eine zunehmende Bedeutung: „Future Skills werden definiert als Fähigkeiten, die in den nächsten fünf Jahren für das Berufsleben und/oder die gesellschaftliche Teilhabe deutlich wichtiger werden – und zwar über alle Branchen und Industriezweige hinweg“, wie Martina Klärle unterstrich. Das Thema liege ihr besonders am Herzen, da die DHBW genau die passende Hochschule in Baden-Württemberg sei, die sich mit der Sicherung des Fachkräftenachwuchses, den dafür relevanten Fragen und damit der Zukunftsfähigkeit des Landes beschäftige.
Von den heute insgesamt 33 000 Studierenden der DHBW in Baden-Württemberg werden an den verschiedenen Standorten der Hochschule Heilbronn, dazu zählen auch der Campus Bad Mergentheim und die ehemalige Berufsakademie (BA) Mosbach, rund 6000 Studenten unterrichtet. Damit gehört die DHBW Heilbronn zu den 20 größten Hochschulen der Bundesrepublik mit über 9000 dualen Partnern. Damit sei die DHBW auch die größte anwendungsorientierte Hochschule Deutschlands. Dass die duale Ausbildung auch künftig das Herzstück dieser Hochschule bleiben werde machte bereits zuvor IHK-Präsidentin Kirsten Hirschmann in ihrem Bericht deutlich.
Als ein Gebot der Stunde sieht Martina Klärle auch, dass eine Hochschule, aufgrund des veränderten Anforderungsprofils, ihr Studienangebot der Zeit anpassen müsse. Gefragt seien Spezialfachkräfte mit umfangreichen digitalen und KI-gestützten Kenntnissen und die Vermittlung von unternehmerischem Denken.
Dabei sei es unerlässlich, die Studien- und Lerninhalte immer den aktuellen Bedürfnissen und Erfordernissen anzupassen. Auch die Prüfungsmodi in herkömmlichem Sinne seien zu hinterfragen, denn wer könne aktuell noch bei einer Prüfungsarbeit objektiv beurteilen, welchen Anteil die künstliche Intelligenz bei der Ausarbeitung hatte. Diese neue Dimension im Bereich Bildung bedeutet für Martina Klärle, dass Änderungen mit gesundem Menschenverstand angegangen werden müssen. Vor allem auf die Praktikabilität künftiger Studienabläufe sei dabei ein besonderer Fokus zu richten.
IHK-Präsidentin Kirsten Hirschmann zeichnete zuvor in ihrem Lagebericht zu Politik und regionaler Wirtschaft kein besonders optimistisches Bild. Man befinde sich in „unruhigen Zeiten“ und die Wirtschaft verharre im „Krisenmodus“, die Wachstumszahlen bleiben „bescheiden“.
Sorge bereitet der Präsidentin der zunehmende Protektionismus, der den Vormarsch radikaler Kräfte begünstige. Ihr Appell: „Jetzt sind starke Kräfte und ein vereintes Europa gefragt“.
An die Bundesregierung richtete Hirschmann die Bitte, dass der versprochene Bürokratieabbau und die finanzielle Entlastung der Wirtschaft schneller voran gehe. Positiv sieht die Präsidentin die bisherige Integration von Künstlicher Intelligenz in die Wirtschaft, die damit zukunftsfester werde.
In diesem Kontext sieht Kirsten Hirschmann auch den IHK-Preis „Jugend macht Zukunft – meine Stadt – mein Leben – meine Zukunft“. Der Preis ist mit insgesamt 30 000 Euro dotiert und soll an die kreativsten und innovativsten Ideen und Projekte aus der Region Heilbronn-Franken vergeben werden. Die Themenfelder sind: „Meine Stadt, mein Dorf, meine Zukunft“, „Wie wir morgen arbeiten werden“, „Leben, Freizeit, Engagement 4.0“ und „Zukunft nachhaltig sichern“. Mit dem Preis will die IHK das kreative Potenzial der Jugendlichen und jungen Erwachsenen fördern und eine ganze Generation zur aktiven Mitgestaltung des Lebensumfeldes einladen.
„Bildungsflotte 2030“
Auch auf den Weg gebracht wurde durch mehrheitlichen Beschluss die Initiative „Bildungsflotte 2030“ mit der die Kammer ihre Position für neue Bildungswege für Fachkräfte von morgen deutlich macht. Zentrales Anliegen der Bemühungen ist der Erhalt der dualen Ausbildung als Herzstück der Fachkräfteausbildung und die Einbindung neuer Bildungsangebote.
Mehrheitliche Zustimmung fanden auch der Jahresabschlussbericht 2023 mit einem Gewinnvortrag von rund 12,6 Millionen Euro auf die neue Rechnung. Auch die positive Entwicklung der IHK-ZfW GmbH wurde von der Vollversammlung zustimmend zur Kenntnis genommen.