• Spotlight24
  • 5Allgemein
  • 5Bericht
  • powered by
  • Icon List Item

König MTM profitiert von E-Mobilität

Dez. 19, 2024 | Allgemein

Horst König vor einer Maschine in der Produktion von König MTM in Bestenheid. Bild: Gerd Weimer
Mit dem „Königdorn“ kann das Unternehmen Wilhelm König MTM in Wertheim die hohen Präzisionsanforderungen bei der Herstellung von Getrieben für E-Autos erfüllen. Das selbst entwickelte Spannmittel kommt aber auch in anderen Branchen zum Einsatz.

Von Gerd Weimer

Wertheim. Jeder Wandel birgt Risiken, aber auch Chancen. Die Maschinenbauindustrie steht vor großen Herausforderungen, auch weil der Verbrennungsmotor bei der Mobilität in Zukunft eine weit geringere Rolle als bisher spielt. Der Umstieg von Verbrennungsmotoren auf elektrische Antriebe führt zu einem Rückgang der Nachfrage nach Komponenten wie Getrieben oder Abgassystemen. Die Maschinenbauunternehmen, die bisher auf Bauteile für Verbrennungsmotoren spezialisiert waren, müssen ihre Produktpalette anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Dass der Umstieg durchaus Zukunftsperspektiven bietet, zeigt das Beispiel des Wertheimer Unternehmens Wilhelm König MTM. Denn hier hat man ein Produkt im Angebot, das bei der Fertigung von Getrieben für Elektrofahrzeuge eine bedeutende Rolle spielt: „Ein konventioneller Pkw mit einem Verbrennungsmotor ist mit einem Getriebe mit 20 bis 25 Zahnrädern ausgestattet“, erklärt Horst König , der das Familienunternehmen in dritter Generation führt. Das sei beim Elektroantrieb nicht mehr erforderlich. Auf den ersten Blick bedeute dies, dass die Zulieferer sehr viel weniger Arbeit haben, müssen doch nur drei bis fünf Zahnräder hergestellt werden.

„Allerdings erzeugt der Elektroantrieb ein viel höheres Drehmoment“, ergänzt König. Die Zahnräder müssten mit einer „ungleich höheren Präzision gefertigt werden“, auch um die Geräuschkulisse gering zu halten. Hier kommt der Königdorn ins Spiel, mit dem die Zulieferer von Getrieben für E-Autos hochpräzise Bauteile herstellen können.

Maßgeschneiderte Lösungen sind großer Wettbewerbsvorteil

Der Königdorn ist eine Eigenentwicklung aus dem Hause König MTM. In diesem Jahr wurde er zum 100 000. Mal ausgeliefert. Bei der Bearbeitung von Metallteilen dient das Spannmittel quasi als Bindeglied zwischen der Maschine des Kunden und des Werkstücks. Wie der Name sagt, wird es zwischen dem Werkzeug und Werkstück eingespannt, um es während des Bearbeitungsprozesses sicher und präzise zu fixieren. Dadurch wird die exakte Bearbeitung ermöglicht.

Kevin Greulich mit dem Modell eines Königdorns. © Gerd Weimer


„Das haben wir mittlerweile ganz gut drauf“, untertreibt Horst König. Vertrieben wird das Produkt weltweit – mit steigender Tendenz im internationalen Segment. Kunden gibt es in Asien (China, Indien, Japan), Europa, insbesondere den osteuropäischen Staaten (Polen, Ungarn, Tschechien, Slowakei), und Nord-, Mittel- und Südamerika. In Deutschland erziele man zwar immer noch den größten Teil des Umsatzes, so König. Aber die Erlöse im Ausland seien in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Die mit dem Königdorn gefertigten Teile finden sich in den Autos namhafter Hersteller, erklärt er. Nähere Angaben dürfe man nicht machen. Die Kunden erwarten Diskretion.

König MTM hat für den Vertrieb des Produkts eine Strategie gewählt, die sich von Mitbewerbern unterscheidet und ein zusätzliches Alleinstellungsmerkmal darstellt. Man verkauft die Produkte nicht von der Stange, sondern biete sie „tailor made“, also maßgeschneidert, an, erläutert Horst König. „Das ist ein großer Wettbewerbsvorteil“, ergänzt Kevin Greulich vom Team der technischen Anwendungsberater. Greulich und seine Kollegen kommunizieren mit den Technikern auf Kundenseite. Ausgehend von den vorhandenen Maschinen und den zu fertigenden Teilen werde im Dialog ein individuelles Produkt geschaffen, das die Anforderungen bestmöglich erfüllt.

Die Herstellung des Königdorns sei ein äußerst komplexer Prozess, der bereits in der Konstruktionsphase beginnt. „Aus diesem Grund und wegen der Bedeutung der Konstruktion vergeben wir diese Arbeit nicht nach außen, sondern haben ein eigenes Konstruktionsbüro mit fast 20 Mitarbeitern“, erklärt Horst König und ergänzt: „Die Experten verbinden die spezifischen Anforderungen unserer Kunden mit den Möglichkeiten der Spanntechnik und entwickeln maßgeschneiderte Lösungen.“ Die Herstellung der hochpräzisen Spannmittel erfolge vom Sägen der Rohteile bis zur Montage und Prüfung komplett in der eigenen Fertigung. „Dadurch haben wir die volle Kontrolle über jeden Schritt des Prozesses und können sicherstellen, dass jedes Detail den höchsten Qualitätsstandards entspricht“, so König.

Genutzt auch in der Luft- und Raumfahrtindustrie

Der Königdorn sei nicht nur in der Automobilzulieferer-Industrie im Einsatz, sondern im Laufe der Zeit auf die spezifischen Bedürfnisse anderer Branchen zugeschnitten worden, zum Beispiel der Luft- und Raumfahrt, der Medizintechnik sowie der Windkraftindustrie. „Die steigenden Anforderungen der Kunden haben uns angespornt, unsere Produkte stetig weiterzuentwickeln“, erklärt der Unternehmenschef. So seien neue Materialien und Technologien integriert worden, um die Präzision und Langlebigkeit der Spannsysteme zu optimieren. Darüber habe man die Fertigungsprozesse modernisiert, was ermögliche, noch präzisere und effizientere Lösungen anzubieten. „Die breite Palette der Spannsysteme macht uns robust und wenig krisenanfällig“, sagt Horst König.

Man beobachte die Entwicklung auf dem E-Auto-Markt sehr genau. „Kurzfristige Schwankungen in der Nachfrage können sich auf unser Geschäft auswirken“, räumt König ein. „Dennoch sind wir optimistisch, dass sich der Markt langfristig stabilisieren und weiterwachsen wird.“ Man habe die Geschäftstätigkeit eben bewusst international diversifiziert, „um uns gegen regionale Marktschwankungen abzusichern“, spielt König auf den schwächelnden Absatz von E-Autos in Deutschland an.


Infos zu Wilhelm König MTM
  • Wilhelm König MTM erwirtschaftete nach eigenen Angaben 2023 rund 34 Millionen Euro Umsatz.
  • Das Unternehmen verfügt über eine hohe Eigenkapitaldecke. „Erzielte Gewinne bleiben im Unternehmen. Somit können wir aus eigener Kraft neu investieren und sind nicht von Banken abhängig“, erklärt Horst König.
  • Insgesamt beschäftigt König MTM derzeit 245 Mitarbeiter, davon 24 Azubis, die in der Regel nach der Ausbildung übernommen werden.
  • Das Familienunternehmen wurde von Horst Königs Großvater Wilhelm 1946 als Werkstatt und Schlosserei gegründet.
  • König MTM ist in zwei unterschiedlichen Geschäftsbereichen aktiv: Neben der Fertigung von Spannmitteln wie dem Königdorn, der 1965 erstmals patentiert wurde, produziert man im Auftrag hydraulische Ventile und hydraulische Geräte für selbstfahrende Arbeitsmaschinen, so Horst König. Damit werden vornehmlich zwei Großkunden beliefert.
  • Im vergangenen Jahr erzielte man 70 Prozent der Erlöse (Tendenz steigend) im Bereich Spannwerkzeuge und 30 Prozent mit hydraulischen Ventilen.

DIESEN ARTIKEL TEILEN

Unternehmen im Spotlight

Mehr zu diesem Unternehmen