Der Assamstadter Weltmarktführer Ansmann liefert die Akkupacks für eine hochmoderne Herzpumpe, die gerade noch in der Entwicklungsphase ist.
Von Klaus T. Mende
Der Medizinbereich bekommt für die Firma Ansmann in Assamstadt einen immer größeren Stellenwert. Der Weltmarktführer setzt auch hier auf Qualität und innovative Ideen, die rund um den Globus gefragt und begehrt sind. Derzeit bereiten sich die Assamstadter mit weiteren Partnern darauf vor, in voraussichtlich zwei bis drei Jahren eine völlig neue und hochmoderne Herzpumpe für Säuglinge und Kleinkinder an den Start zu bringen, die später auch bei Teenagern und Erwachsenen zum Einsatz kommen soll. „Die Entwicklung dafür ist auf einem guten Weg. Ansmann liefert hierfür die Akkupacks“, teilt Slobodan Obradovic, Vertriebsleiter Key Account Manager D-A-CH bei dem Unternehmen, gegenüber dem FN-Reporter mit.
Branche entwickelt sich weiter
„Der Medizinbereich hat sich bei uns in den letzten Jahren in der Tat stark entwickelt. Wir bauen dies immer weiter aus“, erklärt Slobodan Obradovic – auch vor dem Hintergrund, dass dieser Sektor im Vergleich zu anderen Sparten, wie etwa der Mobile-Technologie, eine Konstante darstelle. Die Fertigung sei längst nach Branchennormen ausgelegt, was nichts anderes bedeute, als dass „wir für den Medizinbereich produzieren dürfen“.
Viele Standbeine ein Plus
„Für uns als Unternehmen ist es von Vorteil, über viele Standbeine zu verfügen“, wirft der langjährige Ansmann-Mitarbeiter ein. Dennoch werde es darauf hinauslaufen, dass der Medizinsektor künftig einen immer breiteren Raum einnehme. Akkupacks aus Assamstadt seien bereits sei geraumer Zeit in lebenserhaltenden Beatmungsgeräten im Einsatz, was sich vor allem während der Corona-Pandemie bezahlt gemacht habe, ebenso auch in Elektroantrieben für Rollstühle, in 3D-Kameras für Kieferaufnahmen oder in „Knochensägen“. „Dabei handelt es sich um High-Risk-Systeme. Da ist es umso wichtiger, dass ein zweiter Akku sofort einspringt, wenn ein verbauter mal ausfällt.“
Hierunter falle auch das Projekt Herzpumpe – „so etwas wie das i-Tüpfelchen in Sachen Entwicklungskunst für Ansmann“, lässt Slobodan Obradovic weiter wissen. Als dieses Vorhaben bei einer Hausmesse vorgestellt worden sei, „da ist es sehr emotional zugegangen. Die Mitarbeiter von Produktion bis Technik haben geklatscht“, weil sie künftig – mit zwei weiteren Partnern – im Boot säßen, wenn es darum gehe, Menschen mit einer Herzinsuffizienz die Wartezeit erfolgreich zu überbrücken, bis ein Spenderorgan zur Verfügung steht. „Und das kann mitunter Jahre dauern.“
Derzeit müsse man sich unter solch einer Herzpumpe noch einen Riesenapparat von 60 Kilogramm und mehr vorstellen, ausgestattet mit einem Bleiakku, der ein Gewicht von 15 Kilogramm habe. Die neue Variante, die sich gegenwärtig noch in der Entwicklungsphase befinde, wiege dann nach ihrer Marktreife lediglich noch ein bis zwei Kilogramm. „Diese neue Version erhöht die Lebensqualität und die Mobilität für die Patienten, so lange sie auf ein Spenderherz warten.“
„Wir sind stolz, dass sich ein Global-Player als Hersteller der Herzpumpen für uns entschieden hat“, sagt Slobodan Obradovic. Dieses Joint Venture sei auch deswegen eine Win-Win-Situation für alle, weil jenes Unternehmen das einzige weltweit sei, das eine Zulassung für den US-Markt habe. Zum Bearbeiten dieses sensiblen Themas seien seinerzeit 30 000 Seiten Papier bei den Behörden über den „großen Teich“ notwendig gewesen.
Los geht es 2026 oder 2027
„Ich denke, dass wir mit unseren Akkupacks für diese Pumpe 2026 oder 2027 in Serie gehen. Da reden wir aber noch von kleineren Stückzahlen, weil wir zunächst eine sogenannte Null-Serie von 100 bis 200 Stück bauen, die aber schon im Serienprozess gefertigt werden“, führt Obradovic aus. Damit würden die letzten Feldversuche begonnen, bevor man dann langsam die Serie starte und die Produktion Stück für Stück, auf den Bedarf abgestimmt, nach oben fahre. In aller Regel liege die Durchlaufzeit bei einem neuen Projekt bei sechs bis zwölf Monaten – hier „reden wir von bis zu vier Jahren“. Schlussendlich richte sich der Bedarf nicht nach den Patienten, sondern nach der Zahl jener Chirurgen, die so etwas operieren könnten. „Dies ist im Endeffekt der Flaschenhals.“
Bei Ansmann sei ein spezielles Expertenteam engagiert, das sich nur um Prozesse wie etwa die Entwicklung kümmere. Augenblicklich stehe zwar die Entwicklung der Herzpumpe im Fokus – doch die hoch qualifizierten Fachleute seien gedanklich bereits einige Schritte weiter. „Das muss auch sein. Denn wir müssen heute schon wissen, wo übermorgen der Weg hinführt. Das ist ein Lernprozess, bei dem die Erfahrungswerte sehr wichtig sind“, so Slobodan Obradovic. Es sei wichtig, das Ohr stets am Puls der Zeit zu haben. Es werde schon in wenigen Jahre „intelligente“ Akkus geben, die mit KI basierter Elektronik ausgestattet seien. So könne im Schadensfall dann zum Beispiel eruiert werden, als welcher Höhe er zu Boden gefallen ist oder ob er außerhalb der Spezifikation betrieben wurde.
Auch der Begriff Nachhaltigkeit bekomme eine immer größere Bedeutung. Doch auf diesem Gebiet sei Ansmann bereits seit Jahren gut unterwegs, ist weiter in Erfahrung zu bringen. Denn die Quote dessen, was aufgrund des modularen Aufbaus der Geräte wieder genutzt werden könne, gehe kontinuierlich und steil nach oben.
„Wir sind zwar auch vom Fachkräftemangel betroffen. Doch die Arbeit bei uns erfüllt alle, die sich dafür einsetzen, um den eingeschlagenen Weg weiter erfolgreich zu beschreiten“, meint Slobodan Obradovic abschließend gegenüber unserer Zeitung.