Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten hat Ramon Nohe mit seinem Gebrauchtwagenhandel in Walldürn den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.
Von Stefanie Čabraja
Walldürn. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit wirkt der Schritt in die Selbstständigkeit für viele wie ein Sprung ins Ungewisse. Steigende Lebenshaltungskosten, Bürokratiedschungel und ein unberechenbarer Markt halten viele davon ab, ihren Traum vom eigenen Unternehmen zu verwirklichen. Davon lässt sich dennoch nicht jeder abschrecken – im Gegenteil: Manche sehen gerade jetzt die Chance, ihr eigenes Ding zu machen. Einer von ihnen ist Ramon Nohe. Er wagte den Schritt in die Selbstständigkeit mit seinem Gebrauchtwagenhandel „Nohe Automobile“ am 1. Februar in Walldürn – mit Leidenschaft, einer klaren Vision und dem festen Glauben daran, dass sich Mut am Ende auszahlt.
„Ich wollte immer etwas verkaufen, woran ich selbst Spaß habe“, sagt Ramon Nohe im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Zuvor war er bereits im Vertrieb tätig und hat Verkaufserfahrungen mit Photovoltaikanlagen gesammelt. Sein Ziel war es jedoch immer seine Leidenschaft – Autos – zum Beruf zu machen und dabei sein eigener Chef zu sein. Die Selbstständigkeit sei mit zahlreichen Vorbereitungen verbunden gewesen. Ein Objekt finden und anmieten, welches ausreichend Stellplätze für Pkw bietet und über ein ansprechendes Büro verfügt, ein Logo und eine eigene Homepage erstellen, einen Businessplan ausarbeiten, Gespräche mit der Bank und Krankenkasse führen, Eigen- und Startkapital sichern, Kooperationspartner für Garantien und Finanzierungen finden und Dokumente wie Kaufverträge vorbereiten – all diese Aufgaben bewältigte Nohe bereits im Vorfeld. „Ich habe mich gut informiert, was ich alles brauche. Damit lief der Start reibungslos“, betont er.
Beim Ankauf legt Ramon Nohe viel Wert auf Qualität, um beim Verkauf die Kundenzufriedenheit zu erhöhen. Die Suche ist damit zeitintensiv. © Stefanie Čabraja
Mit dem Standort in der Waldstraße in Walldürn hat Nohe zeitgleich eine Partnerwerkstatt vor Ort. Die Zusammenarbeit mit „TH Fahrzeugtechnik“ von Kfz-Mechaniker Timo Hämmerle ermögliche ihm, all die Gebrauchtwagen vor dem Verkauf auf Herz und Nieren prüfen zu lassen. „Mit Timo habe ich nicht nur einen Vermieter gefunden, daraus ist eine Freundschaft entstanden. Er hat mir viel ermöglicht“, sagt Nohe. Mit ihm zusammen plane er aktuell auch eine Halle am Standort, um seine Möglichkeiten zu erweitern. Doch nicht nur von ihm erfährt er Unterstützung: „Meine Freundin Vivien und meine Familie sowie Freunde stehen immer hinter mir“, betont er und ist dankbar für deren Hilfe.
Nach nun über zwei Monaten fällt sein Fazit positiv aus. „Am ersten Tag des Firmenbeginns habe ich auch das erste Auto verkauft. Das war ein einprägsamer Moment für mich. Auch wenn ich erst nach einiger Zeit sagen kann, ob alles so läuft, wie ich es mir vorgestellt habe, war das die erste Bestätigung, dass sich die harte Vorbereitungsphase gelohnt hat“, erklärt er. Sein Angebot bewirbt er über die gängigen Internetplattformen wie „mobile“ oder „Kleinanzeigen“. Außerdem nutzt er auch Social Media. „Ich stelle beispielsweise Bilder oder Reels, auf denen die Gebrauchtwagen zu sehen sind, auf Instagram“, schildert er seine Vorgehensweise. Er selbst werde über die gleichen Plattformen sowie bei Händlerauktionen auf Autos aufmerksam. Die größte Herausforderung sehe er darin, dass Autos oftmals im Internet anders beschrieben seien. Beim Ankauf verliere er viel Zeit, wenn er eine Strecke auf sich nehme und das Objekt nicht der Beschreibung entspreche. Wert lege er vor allem auf Kundenzufriedenheit und Qualität.
Langfristig habe er sich zum Ziel gesetzt, ein eigenes Gebäude mit einem Ausstellungsraum zu erwerben, den Fuhrpark zu erweitern sowie Angestellte zu beschäftigen. „Den Ankauf möchte ich jedoch selbst machen, um das Angebot zu kontrollieren“, betont der Gebrauchtwagenhändler.
Was man jedoch nicht unterschätzen dürfe, seien die Auswirkungen einer Selbstständigkeit auf das Privatleben. „Ich nehme die Arbeit mit nach Hause und es schwirrt einem immer im Hinterkopf. Ich habe viel mehr Verantwortung, keine geregelte Arbeitszeit und manchmal auch kein Wochenende“, erklärt er. Dabei sehe er es nicht als Nachteil, da er immerhin nun seine Leidenschaft zum Beruf gemacht habe. Jedem, der den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, rät er, sich gut vorab zu informieren und sich viel Gedanken darüber zu machen, welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, sein eigener Chef zu sein.