Seit 50 Jahren besteht die Firma Dürr am Standort in Lauda. Das Familienunternehmen hat sich auf das Recycling von verschmutzten, organischen Lösemitteln spezialisiert.
Von Diana Seufert
Lauda-Königshofen. Lösemittel werden in technischen Verarbeitungsprozessen in vielfältiger Form eingesetzt. Dabei können sie verschmutzt werden. Um sie ressourceneffizient wieder dem Wirtschaftskreislauf zuzuführen, werden diese in Lauda bei der Firma Christoph Dürr mittels Destillation gereinigt. Durch die destillative Aufarbeitung werden aus Abfällen wieder neue saubere Produkte für die Industrie.
Ein Lkw aus dem eigenen Fuhrpark fährt auf das Betriebsgelände. Beladen ist er mit Containern, die bis zu 1000 Liter Flüssigkeit fassen. Bevor es zur Weiterverarbeitung geht, wird eine Analyse der angelieferten Stoffe durchgeführt. In den Containern befindet sich „Lösemittel-Abfall“, das beim Herstellen von Planen entstanden ist. Entsorgt werden muss dieses Lösemittel nicht, sondern kann nach einer Reinigung wieder in den Wirtschaftskreislauf zurück und erneut eingesetzt werden.
Im hauseigenen Labor werden Untersuchungen der Muster auf die Reinheit ihrer Qualität durchgeführt. Bild: Florentvision
Die Reinigung geschieht in Lauda. Die Halle der Firma Dürr beherbergt Destillationsanlagen, die dazu in der Lage sind. „Wir verbrennen keinen Abfall und verarbeiten keine giftigen oder krebserregende Stoffe“, macht Geschäftsführerin Marion Dürr deutlich. „Wir nehmen nur Materialien an, die wir ohne große Gefahr für die Umwelt verwerten und verarbeiten können.“ Ein wichtiger Aspekt, da sie selbst direkt neben dem Firmengelände wohnt. Seit dem Tod ihres Mannes Christian 2011 hat sie die Leitung des Familienunternehmens übernommen. Unterstützt wird sie dabei von Andreas Mittelsdorf (Produktionsleiter und Prokurist) und von Tochter Catherine Rietzler, die International Business in Bad Mergentheim und im Fernstudium Chemische Verfahrenstechnik studiert hat.
Firmenphilosophie wird gelebt
Die Firmenphilosophie von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung wird von den beiden Frauen gelebt. „Dieser Leitgedanke wird auch in Zukunft unsere strategische Ausrichtung bestimmen“, sagen sie. Seit 50 Jahren ist der Firmensitz Lauda. 1975 verlagerte Karlheinz Dürr das Recyclingunternehmen von Leinfelden an die Tauber und nutzte das Firmengelände einer früheren Lackfabrik. Der Neustart glückte, der Familienbetrieb hat sich etabliert und sich in ganz Deutschland einen Namen gemacht.
Sohn Christian war von Beginn an mit im Unternehmen. 1987 wurde die Einzelfirma in die heutige Christoph Dürr GmbH umfirmiert und er prägte die weitere Entwicklung des Unternehmens entscheidend. „Ohne meinen Mann wären wir nicht das Unternehmen, das wir mittlerweile sind“, unterstreicht Marion Dürr. Begonnen hat die Geschichte der Firma Christoph Dürr allerdings schon vor 200 Jahren – damals als Seifensiederei in Bamberg.
Verwertung und Veredlung
Das Thema Recycling und eine bessere Abfallwirtschaft sind dem Mutter-Tochter-Gespann wichtig. Das mittelständische Unternehmen hat sich die Verwertung und Veredlung von organischen Lösemitteln auf die Fahnen geschrieben. Catherine Rietzler erklärt: „Als ressourcenschonendes Verfahren nutzen wir die Vakuum-Destillation.“ Bei dieser thermischen Methode werden die verunreinigten Stoffe aufgrund der unterschiedlichen Siedepunkte voneinander getrennt. Bei der Destillation werden Reinstoffe oder Stoffgemische im Verdampfer erhitzt. „Die aufsteigenden Dämpfe, die sogenannten Brüden, werden in Kondensatoren abgeleitet und dann in einer Destillatvorlage zur Qualitätsprüfung gesammelt.“ Mit einer Quote von rund 80 Prozent des Ausgangsmaterials kann also ein Großteil wieder als Rohstoff in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Im eigenen Labor führt geschultes Personal ständig Qualitätskontrollen durch. Die in der Anlage zurückbleibenden Verschmutzungen werden der thermischen Verwertung in einer speziell für Sondermüll zugelassenen Verbrennungsanlage zugeführt. Jährlich verarbeitet das Unternehmen rund 2800 Tonnen Lösemittel, um die Abfallgenehmigungsverfahren kümmert sich Abfall- und Immissionsschutzbeauftragter Christian Baschab.
Nach der Destillation folgt die Analytik. Bild: Firma Dürr
Ein Schwerpunkt ist für das Familienunternehmen die stoffliche Verwertung von Auswaschlösungen, die bei der Herstellung von Druck-Klischees für die Bedruckung von Bannern, Folien, Verpackungen oder Textilgewebe zum Einsatz kommen. „Nach der thermischen Behandlung wird durch Beimischen notwendiger Komponenten Frischwarequalität erreicht“, erklärt die Junior-Chefin.
Ganz unterschiedliche Branchen nutzen die Dienstleistung, etwa aus der Farb- und Lackindustrie, der Automobilherstellung oder der Druck- und Verpackungsindustrie. Auch bei der Behandlung verschiedener Oberflächen können verschiedene Lösungsmittel zum Einsatz kommen. Selbst der Bundestagswahlkampf machte sich bei der Auftragslage bemerkbar, da durch den großen Bedarf an Werbematerial auch mehr Auswaschlösung benötigt wurde.
Den Destillationsprozess zum Reinigen, beispielsweise von Aceton, vergleicht Catherine Rietzler mit der Spirituosenherstellung. „Die Vorgänge sind die gleichen, nur dass unsere Flüssigkeiten unter Vakuum destilliert werden, um Energie zu sparen“, erklärt sie. Die vorhandenen Ressourcen effizient einsetzen, war schon das Ziel von Christian Dürr Anfang der 2000er Jahre. Er hatte die kompletten Anlagen so angepasst, dass die anfallende Abwärme der Destillationsanlagen auch zum Heizen der Räume genutzt wird.
„Wir investieren kontinuierlich in den Standort, um die Sicherheit vor Ort zu gewährleisten“, informiert das Frauen-Duo über Sicherheitseinrichtungen, wie moderne Elektrik, Brandmeldeanlage und Löschwasserrückhaltebecken. Ein Produktrückhaltesystem verhindert ein Versickern von ausgelaufenen Flüssigkeiten in den Untergrund. Die beiden verweisen zudem auf die Emissionsprüfung alle zwei Jahre, bei der die Abluft der Anlage untersucht wird. „Die Messwerte sind immer weit unter den Grenzwerten.“ Und Marion Dürr versichert: „Bevor wir Abfälle bei uns im Hause annehmen, werden diese vorher bei uns im Labor analysiert.“ Gerade weil die Betriebsräume in einem Wasserschutzgebiet liegen, sei man als Entsorgungsfachbetrieb stärker reguliert.
Die Christoph Dürr GmbH hat sich bei der destillativen Aufbereitung anders als größere Entsorgungsunternehmen auf kleinere Mengen spezialisiert. Mit eigenen Lkw werden die Lösemittel bei den Kunden abgeholt. „Dafür brauchen wir Fahrer, die für solche Gefahrguttransporte geschult sind,“ schildert Catherine Rietzler. „Der Fachkräftemangel macht sich auch bei uns bemerkbar, es ist inzwischen schwierig qualifiziertes Personal zu finden.“
Das 50-jährige Bestehen am Standort Lauda zeigt Marion Dürr und Catherine Rietzler, dass man auf dem richtigen Weg ist. „Umweltbewusstsein und Qualitätsversprechen werden auch weiterhin unser Handeln bestimmen“, betonten die beiden unisono.
Drei Destillationsanlagen stehen in den Produktionshallen der Firma Christoph Dürr in Lauda für die Reinigung der verschmutzten Lösemittel zur Verfügung. Bild: Firma Dürr