Thomas Massler und Jenni Wallot haben eine Marktlücke entdeckt und das „Lucky Dog Camper“-System entwickelt. Ihre Firma mit Sitz im RIO vermietet und verkauft Wohnmobile mit einer fest verbauten Hundebox.
Von Nicola Beier
Osterburken. Wer mit Wohnmobil und Hund verreisen möchte, stößt auf der Suche nach einem Wohnmobilvermieter schnell an seine Grenzen. Viele Vermietungen erlauben Vierbeiner nicht, andere nur gegen einen hohen Aufpreis. Und wenn man dann ein passendes Angebot gefunden hat, stellt sich schnell die Frage, wie das Tier sicher im Wohnmobil transportiert wird. Denn die Leine am Tischbein zu befestigen, ist zwar eine Möglichkeit, aber keine sichere Lösung für Tier und Mensch.
Vor diesem Problem standen 2016 auch Jenni Wallot und Thomas Massler. Sie suchten verzweifelt nach einem Wohnmobil, das genug Platz für sie und ihre zwei Boxerrüden Lucky-Luke und Daciano bietet – allerdings ohne Erfolg: „Ich habe im Umkreis von 400 Kilometern nirgendwo ein Wohnmobil gefunden, das wir mit zwei Hunden hätten mieten können oder dürfen. Und selbst wenn es gegangen wäre, hätten wir uns immer noch die Frage nach dem sicheren Transport der Hunde gestellt“, beschreibt Wallot im FN-Gespräch das Problem, vor dem sie damals standen.
Anstatt nun aber die Flinte ins Korn zu werfen, hat das Paar aus der Not eine Tugend gemacht und eine Geschäftsidee daraus entwickelt: „Wir können doch nicht die einzigen sein, denen es so geht“, hat sich Wallot damals gedacht. So ist die Idee entstanden, Wohnmobile so umzubauen, dass Hunde sicher und bequem mitreisen können.
Die eingebaute Hundebox in der Heckgarage des Wohnmobils hat einen Zugang zum Innenbereich. So hat der Hund einen separaten Raum, bekommt aber dennoch mit, was sein Herrchen im Wohnmobil macht. © Nicola Beier
Hunde bekommen eigenen Raum im Wohnmobil
Wallot und Massler schauten sich also auf dem Caravan Salon in Düsseldorf nach einem passenden Fahrzeug für ihr Vorhaben um: „Ich hatte genaue Vorstellungen davon, was das Auto mitbringen muss. Der Grundriss war mir zunächst vollkommen egal. Aber ich wusste, dass das Fahrzeug eine große Heckgarage haben muss“, erklärt Wallot. Denn den beiden war wichtig, dass die Tiere ihren eigenen Raum bekommen, in dem sie sicher transportiert werden können, ohne dass die Zweibeiner viel Platz durch eine Hundebox im Wohnraum verlieren. „Es sollte das nahezu perfekte Fahrzeug werden, um mit einem großen Hund, oder mehreren Hunden, entspannt und sicher Camperurlaub machen zu können“, definiert Wallot das übergeordnete Ziel.
Entsprechend haben Massler und Wallot Pläne entwickelt, die eine Hundebox in der Heckgarage des Fahrzeugs integrieren – allerdings mit einem Zugang zum Fahrzeuginnenraum. „Wir sperren die Hunde nicht weg, sondern schaffen einen zusätzlichen Bereich für die Tiere, der für sie auch als Rückzugsort dienen kann“, beschreibt Wallot das Konzept. In der fest im Wohnmobil verbauten Box müssen die Hunde während der Fahrt nicht extra gesichert werden. Und wenn das Fahrzeug steht, kann die Tür zum Innenraum geöffnet werden und der Hund kann zu Herrchen und Frauchen in den Wohnbereich kommen. Und trotz der Box bleibt im Heckbereich des Fahrzeugs noch genug Platz für Campingmöbel und Gepäck.
Umgebautes Wohnmobil hat „eingeschlagen wie eine Bombe“
2016 starteten sie also mit einem Fahrzeug, das sie extern nach ihren Wünschen umbauen ließen und dann zum Vermieten angeboten haben. Die Hundemitnahme ist kostenlos. Beide waren von der großen Nachfrage überrascht: „Es hat eingeschlagen wie eine Bombe. Wir waren binnen kürzester Zeit für eine Saison ausgebucht. Im darauffolgenden Jahr hatten wir dann schon drei Fahrzeuge“, blickt Wallot zurück.
Sukzessive wurde ihr Fuhrpark auf aktuell 15 Fahrzeuge ausgebaut. Auf diesem Weg galt es für Wallot und Massler aber auch einige Stolpersteine zu überwinden. Eine Erkenntnis erhielten die beiden in Bezug auf die Finanzierung des Unternehmens: „Das ist das Anstrengendste. Nach Corona und während des Krieges in der Ukraine sind die Zinsen stark gestiegen. Ein Auto hat nicht mehr die Sicherheit, wie noch vor ein paar Jahren“, erklärt Massler. Deshalb sei es viel schwieriger geworden, überhaupt Finanzierungen zu bekommen und die Konditionen, beziehungsweise Zinsen hätten sich innerhalb kurzer Zeit drastisch verändert. „Hinzu kommt, dass die Verkaufsmöglichkeiten in Kombination mit sehr schnell angestiegenen Zinsen zu großen Problemen und insgesamt oft zu Verlusten im Vermietermarkt führen“, fügt Massler an.
Mittlerweile bauen Massler und Wallot die Wohnmobile selbst um
Und auch am verbauten System haben die beiden über die Jahre immer weiter gewerkelt und es verbessert. Während sie die Hundebox zu Beginn noch von Fremdfirmen einbauen ließen, haben die Unternehmer während Corona die Pläne weiterentwickelt. Mittlerweile bauen sie die Box selbst ins Fahrzeug. „Wir hatten dann schnell die Idee, daraus mehr zu machen und das System nicht nur für unsere eigenen Fahrzeuge zu nutzen“, erinnert sich Wallot. „Wir wollten diese Umbauten auch anderen Leuten möglich machen. Wir wollten aus jedem Wohnmobil einen Lucky Dog Camper machen.“ Das daraus entstandene standardisierte Design „Lucky Dog Camper“ haben sich die beiden mittlerweile schützen lassen. „Vor allem, damit uns das keiner nachmacht. Denn dieses System haben wir in dieser Qualität so noch nicht gesehen.“
Um diese einmalige Lösung bekannter zu machen, hat ihnen eine Kooperation mit Unternehmen „Knaus Tabbert“ mit den Fahrzeugmarken Knaus und Weinsberg geholfen. So konnten sie ihre eingebaute Hundebox auf Messen vorstellen und ihr System europaweit exportieren. Künftig planen die beiden aber größer: „Wir wollen mehr“, erklärt Wallot. Die beiden möchten ihr System nämlich künftig auch für andere Wohnmobile zugänglich machen und ihr Portfolio auf weitere Marken ausbauen.
Privatfahrzeuge umbauen
Das ist dann auch das zweite Standbein von „Lucky Dog Camper“. Neben der Vermietung und dem Verkauf von Wohnmobilen wollen Wallot und Massler künftig nämlich auch vermehrt Privatfahrzeuge umbauen. „Sofern die baulichen Voraussetzungen gegeben und die Wünsche der Kunden nicht so speziell sind, dass man sie nicht umsetzen kann“, sagt Wallot. Am wichtigsten sei die große Heckgarage. Denn dann sei eigentlich immer genug Raum da, um eine Hundebox mit Innenzugang einzubauen. Denn die oberste Priorität für Wallot und Massler ist, dass die Hunde immer mit dabei sind: „Wir wollen sie nicht wegsperren. Wir wollen diesen Bereich zusätzlich nutzen.“