Obwohl der Umsatz einbricht, erwirtschaftet Kurtz Ersa dieses Jahr einen Gewinn. Der Konzern setzt seine Internationalisierung fort. Stellen werden vor allem im Ausland aufgebaut.
Von Gerd Weimer
Wertheim/Wiebelbach. Mit einem deutlichen Minus bei den Umsatzerlösen beendet Kurtz Ersa, der größte Arbeitgeber der Wertheimer Region, das laufende Geschäftsjahr. Nach 343 Millionen Euro im Jahr zuvor, werden es laut Konzernchef Thomas Mühleck 2024 lediglich rund 290 Millionen Euro sein. Wie Thomas Mühleck bei der Jahrespressekonferenz des Konzerns diese Woche erläuterte, erwirtschaftet der global aktive Maschinenbauer allerdings immer noch einen Gewinn, über dessen Höhe das Unternehmen traditionell keine Angaben macht.
Zu Beginn des Jahres war man in der Wiebelbacher Zentrale noch von einem moderaten Wachstum ausgegangen. Bedingt durch die weltweiten politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten habe sich der Geschäftsverlauf hingegen auf niedrigerem Niveau bewegt. Besonders die schwächelnde Automobilindustrie habe zu dem Negativtrend beigetragen.
Dass unterm Strich trotzdem ein Jahresüberschuss steht, führt Mühleck auf die flexible Aufstellung des Unternehmens zurück. Einerseits habe man seit geraumer Zeit die Fertigungstiefe verringert, stellt also weniger Bestandteile des eigenen Endprodukts selbst her. Dies verringert die Fixkosten. Darüber hinaus wurden Leiharbeitskräfte beschäftigt, von den man sich in der Schwächephase leichter trennen kann.
Schließlich hat Kurtz Ersa ein flexibles Arbeitszeitmodell etabliert, bei dem in Boom-Zeiten Überstunden angespart und bei sinkender Produktion abgebaut werden. Allerdings sind die Arbeitszeitkonten jetzt derart ins Minus gerutscht, dass beim Bestenheider Lötspezialisten Ersa ab dem kommenden Jahr Kurzarbeit angesagt ist.
Laut Mühleck werden rund 200 Beschäftigte zunächst lediglich drei bis vier Tage pro Woche arbeiten. Mühleck hofft, das Tal bis Mitte des Jahres durchschreiten zu können. Momentan lägen zwar viele Aufträge in den Schubladen. Die Kunden zögerten allerdings mit der Unterschrift. Hinter der Prognose stünden also große Fragezeichen. Für das nächste Jahr peilt der Maschinenbauer „mindestens 300 Millionen Euro Umsatz“ an. Das Unternehmen wolle in der Lage sein, auch mit 20 Prozent weniger in der Gewinnzone zu bleiben. „Bei unter 240 Millionen Euro wird es schwierig“, macht Mühleck klar.
„Wir haben keine strukturellen Probleme“
Bilanziell sei das Unternehmen sehr gut aufgestellt. Die liquiden Mittel übersteigen die Schulden. Man habe die Eigenkapitalquote erneut gesteigert: Sie beträgt jetzt mehr als 60 Prozent. „Wir haben keine strukturellen Probleme“, versichert Mühleck. Es gebe vielmehr „eine Transformation auf dem Markt, die Chancen biete und „auf die wir uns einstellen wollen“. In den Planungen für die nächsten drei bis fünf Jahre gehe man von einem „leichten Wachstum in Deutschland“ und einem „starken Wachstum im Ausland“ aus.
Im kommenden Geschäftsjahr werde man sich weiter auf die Kundenbedürfnisse, die Unternehmenskultur und die Kostensituation konzentrieren. Es sollen Wachstumschancen identifiziert und genutzt werden, die hauptsächlich bei den Themen Innovation, dem relativ neuen Geschäftsfeld des metallischen 3D-Laserdrucks, der Digitalisierung und dem Ausbau der globalen Geschäftstätigkeit lägen.
Südostasien gewinnt laut Mühleck neben dem chinesischen Markt zunehmend an Bedeutung, weswegen eine Präsenz vor Ort wichtig sei. In Vietnam und Thailand wurde ein Service- und Applikationszentrum eröffnet.
Für die Vertriebsaktivitäten in der Region ist ab dem neuen Jahr eine neue Niederlassung in Singapur am Start. Im mexikanischen Juarez, nahe der US-Grenze, ist die Fertigung von Ersa-Lötmaschinen und Vorprodukten für das US-Werk im Staat Wisconsin mittlerweile angelaufen. Nächstes Jahr werde dort die Produktion von Schaumstoffmaschinen anlaufen.
Der Standort sei ideal für das Rekrutieren gut ausgebildeter Fachkräfte. Das Kurtz-Ersa-Geschäft werde zusehends internationaler. Die Exportquote aus Deutschland von bisher rund 85 Prozent werde tendenziell sinken.
Insbesondere der chinesische Markt erfordere eine Produktion vor Ort. So werde die Mehrzahl der Neueinstellungen von Beschäftigten im Ausland stattfinden. Derzeit stehen insgesamt 1600 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste des Konzerns, davon entfallen laut Mühleck 1150 auf Deutschland, wo der Schwerpunkt von neuen Mitarbeitern im Bereich Forschung und Entwicklung sowie Software liege – 30 Stellen sind vakant. Weiterhin würden Auszubildende gebraucht, allein um die Altersfluktuation auszugleichen. Aktuell werden 110 Azubis und duale Studierende ausgebildet.
Die globale Strategie des Unternehmens fußt weiter auf dem Gedanken, dass man nahe am Kunden und dessen Bedürfnissen agieren wolle, ergänzt Beiratschef Rainer Kurtz. Ein Produkt „Made in Germany“ benötige sechs Wochen Lieferzeit. „Das akzeptierten die Kunden nicht mehr.“