Mafi und Trepel befinden sich auf nachhaltigem Wachstumskurs. Ein Interview mit CEO Roland Hartwig.
Nachhaltiges Wachstum hat man sich bei Mafi und Trepel auf die Fahnen geschrieben. Mit viel Können, Leistungswillen und Teamgeist arbeitet der Spezialist für Schwerlastfahrzeuge und Weltmarktführer an der Umsetzung dieses Ziels. Bestes Beispiel ist der elektrisch betriebene Charger 380e (auf dem Bild), der 2025 in die Produktion gehen soll.
Herr Hartwig, Sie sind seit knapp einem Jahr CEO von Mafi und Trepel. Haben Sie sich gut eingelebt?
Roland Hartwig: Aber ja. Die Gegend ist sehr schön, und ich mag die Mentalität der Menschen hier. Ich habe schon etliche Parallelen zu einem großen Fahrzeugbauer, bei dem ich zuvor CEO war, festgestellt. Es ist ebenfalls ein Familienunternehmen, das sich auf Wachstumskurs befindet. Hier ist das Setup jedoch komplett international. Wir sind in über 100 Ländern tätig. Sie finden Mafi- und Trepel-Fahrzeuge überall auf der Welt. Die Innovationsmöglichkeiten in Verbindung mit unseren Premiumqualitäten reizen mich sehr.
Freuen Sie sich, wenn Sie auf Geschäftsreisen Fahrzeuge Ihres Unternehmens entdecken?
Hartwig: Na klar, da steigt man gleich noch lieber ins Flugzeug ein, wenn es mit unseren Fahrzeugen bewegt wird. Bei Trepel sind wir im Laderbereich Weltmarktführer. Auch was die Seehäfen anbelangt, sind wir weltweit stark aufgestellt – vor allem auch in den USA. Durch unsere hohe Innovationskraft haben wir massive Wachstumschancen – einerseits durch die sich wandelnde Antriebstechnik und anderseits durch das autonome Fahren. Wir befinden uns gerade in einer radikalen Umbruchphase.
Sie sind in einer sehr im positiven Sinne aufregenden Zeit CEO von Mafi und Trepel geworden.
Hartwig: Ich bin genau zum richtigen Moment eingestiegen. Wir kommen aus der Diesel-Ära und befinden uns gerade am Übergang zu einer CO2-ärmeren Antriebstechnik. Ich finde unsere Fahrzeuge super spannend und interessant, einfach sexy – allen voran natürlich unser Charger 380e, mit dem wir ja schon einen Schritt weiter in der Entwicklung sind. Ich bin stolz auf unser Team, das da wirklich klasse Arbeit geleistet hat. Im nächsten Jahr wird er dann als Blueprint für die Weiterentwicklung dienen. Ich bin einfach begeistert von unseren Fahrzeugen.
Wann beginnen Sie morgens Ihre Arbeit?
Hartwig: Normalerweise zwischen 6 und 7 Uhr. Feierabend mache ich dann, wenn ich mein Tagesvolumen abgearbeitet habe. Noch bei keinem Job habe ich auf die Uhr geschaut. Wenn ich damit mal anfange, ist es der falsche Beruf. Wenn ich mal genervt bin, gehe ich durch die Werkstatt und unterhalte mich mit den Leuten. Mein Weg führt mich auch jeden Morgen zunächst durch die Werkstatt. Es ist mir einfach wichtig, Kontakt zu meinem Team zu halten und den Menschen zuzuhören. Ich wurde ja nicht als CEO geboren.
Sie haben ursprünglich eine Lehre zum Maschinenschlosser absolviert. Wie kam es dazu, dass Sie dann solch eine Karriere hinlegten?
Hartwig: Manche Leute denken ja, ein CEO liest den ganzen Tag Zeitung. Am liebsten würde ich das ja auch machen, aber ich habe es noch nicht geschafft (lacht).
In Papierform oder digital?
Hartwig: Für beides habe ich zu wenig Zeit. Man ist nur dann erfolgreich, wenn man Freude an der Arbeit hat. Man muss viel lernen, der ganzen Mannschaft gegenüber verlässlich sein und vor allem auch zuhören. Wir haben hier am Standort rund 500 hoch qualifizierte Mitarbeiter – besser geht es gar nicht. Da trägt man selbstverständlich auch Verantwortung. Hinter jedem Mitarbeiter steht eine Familie. Durch meine Ausbildung habe ich den Kontakt zur Werkstatt nie verloren. Wir müssen alle leistungsbereit sein. Natürlich ist harte Arbeit damit verbunden, geschenkt wird einem nichts. Sich weiterzuentwickeln heißt auch, Veränderungen mitzumachen.
Unser Ziel ist ein nachhaltiges, profitables Wachstum. Durch den Wechsel der Antriebstechnik und durch das autonome Fahren haben wir auch international viele Chancen, die wir nutzen wollen. Mafi und Trepel sind beide hochinnovativ. Für uns ist es super, dass wir den Charger 380e in Tauberbischofsheim produzieren können. Mit unseren performanten Fahrzeugen unterstützen wir hier den weltweiten Warentransport – das macht einen schon auch stolz.
Aber der 380e ist Ihr Lieblingsthema, stimmt’s?
Hartwig: Ich habe viele Lieblingsthemen (lacht). Er ist so einzigartig, weil man mit ihm am Flughafen nicht nur die Pushbacks, sondern auch das Taxiing komplett und CO2-frei erledigen kann. Wenn die zehn größten Flughäfen Europas ihn nutzen würden, könnten sie damit Emissionen sparen, die dem Footprint einer Großstadt mit 250 000 Einwohnern entsprechen. Durch den Charger 380e können die Flugzeug-Triebwerke erst viel später angeschaltet werden und müssten nicht schon beim Rollen laufen. Dadurch verbrauchen sie massiv Treibstoff, was man mit dem Charger 380e komplett vermeiden kann.
Wie sieht es denn mit der Nachfrage aus?
Hartwig: Sie ist sehr hoch, genauso wie der Erwartungsdruck. Die Prototypen sind am Laufen, jetzt beginnt die Produktion. Das Fahrzeug hat 25 Tonnen Leergewicht und 415 PS. Es ist ein wahres Kraftpaket, das aber auch am Bugrad der Flugzeuge sensibel reagieren muss. Seine Fertigung dauert bis zu 1500 Stunden. Die Leute, die daran arbeiten, werden bis zu einem Jahr lang speziell geschult.
Wie ist die personelle Situation am Standort Tauberbischofsheim?
Hartwig: Natürlich haben auch wir es mit der Abwanderung und den Folgen der Demografie zu tun. Aber beides können wir nicht stoppen. Wir bilden mehr aus als in der Vergangenheit. Das hat auch mit meinem Werdegang zu tun. Wenn man nicht ausbildet, braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn man keine Leute bekommt. Momentan haben wir 20 Azubis. Die Lehre dauert durchschnittlich drei Jahre. Wir wollen interessante Arbeitsplätze bieten, und das tun wir auch.
Mafi und Trepel soll als Unternehmen weiter wachsen. Wie sieht es aber hinsichtlich der Fläche bei Mafi in Tauberbischofsheim aus?
Hartwig: Wir stehen hier auf 70 000 Quadratmetern, davon sind knapp 25 000 überdacht. Das ist zwar eine vernünftige Größe, für einen Fahrzeugbauer aber nicht riesig. Man kann sich immer vorstellen, zu erweitern, aber zunächst sind natürlich Prozessoptimierungen nötig, bevor man an die Fixkosten geht. Wir können hier auf jeden Fall unseren Wachstumskurs fortsetzen.
Nutzen Sie die KI?
Hartwig: Sie wird bereits eingesetzt, zum Beispiel beim autonomen Fahren oder bei der Produktionseinplanung unserer Fahrzeuge. Das ist wichtig, um Fertigungstermine einzuhalten und Kapazitäten effektiv zu nutzen.
Wie denken Sie über die Wirtschaftspolitik hierzulande?
Hartwig: In der Vergangenheit wurde vieles verschlafen. Man ruhte sich auf dem Erreichten aus und vergaß, sich weiterzuentwickeln. „Die Fortschreibung der Vergangenheit hat keine Zukunft“, habe ich einmal gelesen.
Und ob das so prickelnd ist, wenn ein Kinderbuchautor Wirtschaftsminister wird, oder dass man nichts gelernt haben muss, um Minister zu werden, sei dahingestellt. Wir haben diese Leute gewählt, das Jammern nützt nichts. Damit müssen wir aufhören und uns wieder auf unsere Werte besinnen. Das ganze Land ist hochinnovativ.
Das, was wir in Baden-Württemberg oder Bayern an Produkten für die ganze Welt herstellen, kam ja nicht einfach so out of the Blue. Dazu gehörten viel Fleiß und harte Arbeit. Man muss die Leistung wieder sehen, die die Leute erbringen. Warum werden beispielsweise Überstunden versteuert? Fleiß und Leistungsbereitschaft sollten auch belohnt werden.
Hand aufs Herz, sind Sie denn schon mal mit dem dieselbetriebenen Charger 380 auf dem firmeneigenen Hof herumgefahren?
Hartwig: Ja, allerdings waren meine Herren aus dem Team da eher „grenzbegeistert“ (lacht). Da muss man natürlich von erfahrenen Mitarbeitern angelernt sein.
Aber natürlich würde ich nie auf einem Flughafen ein Flugzeug schleppen oder Lader bedienen. Das ist unglaublich komplex.