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Vom Werkzeugmacher-Lehrling zum Geschäftsführer

Okt. 8, 2024 | Allgemein

Heiko Wolz. einst Lehrling bei König & Meyer, ist heute Technischer Geschäftsführer und hält Anteile am Unternehmen. Bild: Gerd Weimer

Heiko Wolz war kurz davor, als Werkzeugmacher-Lehrling bei König & Meyer das Handtuch zu werfen. Jetzt, 26 Jahre später, ist er geschäftsführender Gesellschafter.

Von Gerd Weimer

Wertheim. Wer weiß, wie sich das Leben des jungen Heiko Wolz entwickelt hätte, wenn er damals dem ersten Impuls gefolgt wäre. Als er Ende der 1980er Jahre bei König & Meyer nach der Hauptschule eine Ausbildung zum Werkzeugmacher absolviert, macht sich im zweiten Lehrjahr eine Kühlschmiermittelallergie bemerkbar. Symptome: Große Ekzeme im Gesicht und am Hals. „Im Alter von 16, 17 Jahren mit solchen massiven Problemen an der Haut zu kämpfen, das war eine schwierige Zeit“, sagt der aus Bettingen stammende Wolz im Gespräch mit den FN. „Ich war nahe dran, die Ausbildung abzubrechen und einen anderen Beruf zu erlernen.“

Kein Wunder: Welcher Junge möchte in seiner Jugend berufsbedingt mit ausgeprägter Akne kämpfen, wenn die Ursache – wenn auch erst nach etlichen Besuchen bei Fachärzten – bekannt ist, und der Schlussstrich die Lösung bietet. Offenbar sind sie bei König & Meyer schon damals von den Fähigkeiten des jungen Kerls überzeugt. Die Vorgesetzten bieten ihm, so erzählt es Heiko Wolz, eine Perspektive. „Mach’ Deine Ausbildung erstmal fertig. Anschließend finden wir eine Lösung“, hätten sie vorgeschlagen.

Auch die Eltern raten ihm dazu, nicht aufzugeben. Schließlich habe er in den sauren Apfel gebissen und die Ausbildung durchgezogen. Schon im dritten Lehrjahr hält man ihn, so gut es geht, von Maschinen fern. Als die Ausbildung beendet ist, stehen die Verantwortlichen zu ihrem Wort und bieten ihm eine Position in der Arbeitsvorbereitung an. Seine Zukunft bei König & Meyer ist gesichert.

Heiko Wolz hat zum FN-Gespräch eine Liste mitgebracht, auf der detailliert alle seine beruflichen Stationen in dem traditionsreichen Wertheimer Unternehmen aufgeführt sind, zuzüglich der Fortbildungen, die er absolviert hat. Die Liste umfasst 27 Punkte, beginnt 1987 und endet mit dem Eintrag „01.04.2014 –Übernahme von weiteren K&M-Anteilen.“ Mittlerweile ist er an König & Meyer beteiligt, als einer von fünf Kommanditisten der Gesellschaft. Mit teilweise geliehenem Kapital geht er seither ins persönliche Risiko.

Mentoren und Förderer

Es ist eine Erfolgsgeschichte, wie sie nur in mittelständischen, familiär geprägten Betrieben möglich ist. Hier können persönliche Beziehungen wachsen – unerlässliche Basis für das Vertrauen, das notwendig ist, um immer größere Verantwortung tragen zu dürfen. Gabriela König, die mit Heiko Wolz zusammen die Firma führt, lernt den Lehrling Heiko Wolz in der Werkzeugbau-Werkstatt kennen, beim Metall-Feilen. Die spätere Betriebswirtin und Ingenieurin absolviert gerade ein Praktikum im Rahmen ihres Studiums. Mit der „Tochter vom Chef“, wie sie in der Firma genannt wird, versteht er sich „blendend“, blickt Wolz zurück.

Nach seiner Ausbildung, seiner Meisterprüfung und der Zeit bei der Bundeswehr klettert Heiko Wolz peu à peu innerhalb des Unternehmens die Karriereleiter empor, fungiert erst als Produktions-, dann als Betriebsleiter. Er absolviert diverse Fortbildungsmaßnahmen, eine der wichtigsten: die zum Betriebswirt bei der Handwerkskammer.

Wolz hat Mentoren und Förderer im Unternehmen, darauf kann er bauen. Er ist 32 Jahre alt, als der Unternehmenschef Martin König, der gerade die Nachfolge plant, auf ihn zukommt und fragt, ob er an der Seite seiner Tochter Gabriela den Posten des Technischen Geschäftsführers übernehmen will: „Traust Du Dir das zu, Heiko? Überlege es Dir gut.“

Nach wenigen Tagen Bedenkzeit willigt er ein. Im Grunde ein logischer Schritt, denn wegen seiner vielen Stationen kennt er den Betrieb „bis auf den letzten Raum“. Martin König bleibt zwar in der Unternehmensspitze, lässt das Duo in der Geschäftsführung laut Heiko Wolz aber autonom agieren: „Das ist Euer Ding“, so Königs Motto.

Technologiewechsel

Heiko Wolz ist nun als Geschäftsführer maßgeblich an Entscheidungen beteiligt, mit denen König & Meyer auf die veränderte Nachfrage reagiert. Die Produkte des Unternehmens, vornehmlich Notenpulte sowie Mikrofon- und Instrumentenständer, sind bis dahin hauptsächlich galvanisch beschichtet. Der Trend weg vom glänzenden Material hin zum schwarzen erfordert den Einsatz der Pulverbeschichtung, die Wolz in verantwortlicher Position etabliert. Im Laufe der Zeit sind einige Veränderungen in den Betriebsstätten in Bestenheid und auf dem Reinhardshof erforderlich, die er maßgeblich plant.

Dann bricht die Corona-Pandemie über die weltweite Wirtschaft ein. Die Lager laufen voll, weil die Nachfrage am Boden liegt. Doch König & Meyer hat Glück und Verstand. Die Fertigungskapazitäten lassen sich für die Produktion von Ständern für Desinfektionsmittel nutzen, die jetzt allerorten gebraucht werden. Ruckzuck wird umgestellt, nach fünf Wochen ist die Kurzarbeit beendet, denn die neuen Produkte finden rasenden Absatz und helfen dem Unternehmen, die Flaute im Hauptgeschäft zu kompensieren. Dabei profitiert man von der ausgeprägten Fertigungstiefe: viele Vorprodukte werden selbst hergestellt, so dass die jetzt auftauchenden Lieferkettenprobleme kaum eine Rolle spielen.

Viel Energie und Zeit investiert

Offenbar sind sie bei den Gründerfamilien derart von den Fähigkeiten des technischen Geschäftsführers überzeugt, dass sie ihm eine Beteiligung an der Firma anbieten. Im Grunde ist es ein logischer Schritt – für das Unternehmen und ihn selbst. Warum nicht noch mehr Verantwortung übernehmen, wenn man mit seinen Entscheidungen die Zukunft der Firma maßgeblich gestaltet. Auch diesen Schritt geht Heiko Wolz. „Im Grunde hat sich dadurch für mich wenig geändert“, sagt er.

Ist es eher Glück und Zufall oder die eigene Leistung, die Heiko Wolz so weit gebracht haben? „Ein Drittel Schicksal, zwei Drittel Leistung“, schätzt er nach kurzem Nachdenken. Die Sache mit der Allergie, unter der er als Lehrling litt, hat seine Lebenslinie mitbestimmt, sagt er. Er hatte oft zur richtigen Zeit mit den richtigen Menschen zu tun. Doch hauptsächlich sei der Leistungswille der entscheidende Faktor. Fast alle seine Weiterbildungskurse habe er aus eigener Tasche bezahlt und neben der Berufstätigkeit absolviert, sagt er. „Klar hat das viel Energie und Zeit gekostet“, räumt er ein und ergänzt. „Aber es hat mir auch Spaß gemacht und ich war mit großem Interesse dabei.“ Neu- und wissbegierig sein, das helfe ungemein beim Vorankommen, so Wolz. Wichtig sei zudem, dass man jemand an der Seite hat, der voll dahintersteht – wie seine Frau.

„Viel Herzblut“

Die Anteile an dem Unternehmen, möglicherweise werden es noch mehr, habe er nicht wegen der finanziellen Perspektive erworben. „Ich habe hier so viel Herzblut reingesteckt. Ich lebe für die Firma König & Meyer“, sagt er. Sein Ansporn sei, das Unternehmen am Standort in Wertheim am Laufen zu halten. Zwei seiner Kinder zeigten schon großes Interesse an der Firma. Er werde seine Sprösslinge nicht dazu zwingen, einen bestimmten Weg zu gehen, könne ihnen aber eine Perspektive bieten. „Die Zeit wird zeigen, was daraus wird.“

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