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Schwieriges Jahr für die Odenwälder Möbel Manufaktur

Sep. 27, 2024 | Allgemein

„Posimistisch“: Mit dieser Wortschöpfung beschreibt sich Uli Ehret selbst und meint damit, dass er ein „positiv-optimistischer“ Mensch sei. Er liefert Möbel selbst mit dem Lkw deutschlandweit aus und nutzt das dazu, neue Möbelhändler als Kunden zu gewinnen. Bild: Martin Bernhard

Vor gut einem Jahr hat Uli Ehret mit einer Kollegin das Unternehmen in Buchen gegründet. Inzwischen führt der ehemalige Betriebsleiter der insolventen Firma Fertig die Manufaktur allein.

Von Martin Bernhard

„Das Jahr war sehr spannend und aufreibend“, sagt Uli Ehret, Gründer der „Odenwälder Möbel Manufaktur“ (OMM), im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. Vor etwa 15 Monaten hatte der ehemalige Betriebsleiter der insolventen Firma Fertig gemeinsam mit einer Kollegin die neue Firma in den Räumen der alten gegründet. Inzwischen führt er diese allein.

„Wir haben in den ersten fünf bis sechs Monaten bei weitem nicht die Umsätze erreicht, um unsere Löhne und Fixkosten zu bezahlen.“, stellt Uli Ehret fest. Er führt das auf die schlechte Konjunktur 2023 und im ersten Halbjahr 2024 zurück. „Wir sind in ein schlechtes Jahr gestartet.“

Angaben des „Verbands der Deutschen Möbelindustrie“ bestätigen seine Einschätzung. Demnach sank im ersten Halbjahr 2024 der Umsatz für Wohn-, Ess- und Schlafmöbel sowie für Möbelteile um rund 15 Prozent. Im gesamten Vorjahr betrug der Rückgang rund 13 Prozent. Ehret erklärt dies mit einer „katastrophalen Kaufzurückhaltung“ der Verbraucher. „Es herrscht eine enorme Verunsicherung in der Bevölkerung, die der Handel extrem gemerkt hat.“

Umsatzplan angepasst

Zum Glück hatten Lieferanten und die Bank Verständnis für die Situation des jungen Unternehmens und gewährten längere Zahlungsziele. Im April und Mai habe Ehret einen neuen Umsatzplan aufgestellt mit realistischeren Ansätzen. „Den erreichen wir auch“, ist der Gründer zuversichtlich.

Doch dafür nimmt er viel Mühe in Kauf. Uli Ehret arbeitet an sechs Tagen in der Woche. Seine Frau macht die Buchhaltung. Und auch seine beiden erwachsenen Söhne müssen immer wieder mit anpacken. „Ohne Unterstützung durch die Familie könnte ich das nicht machen“, sagt er.

OMM zählt derzeit etwa 35 Kunden bundesweit. Dabei handelt es sich um kleine Möbelhäuser, die hochwertige Einrichtungsgegenstände anbieten. Ehret strebt an, innerhalb eines Jahres diese Zahl auf 50 zu steigern. Den Aufwand für die Kundenakquise hatte er anfangs unterschätzt. So habe er zum Beispiel Ende Januar an einen Berliner Händler ein Ausstellungssofa geliefert. Erst jetzt gingen Bestellungen von diesem Kunden ein.

Jede Woche besucht Uli Ehret im Durchschnitt drei Möbelhäuser, um sie von den OMM-Produkten zu überzeugen. Seine Erfolgsquote liegt bei etwa 30 Prozent. Er verbindet diese Besuche nach Möglichkeit mit Auslieferungen von Sofas und Einrichtungsgegenständen. Denn in dem jungen Unternehmen ist der Chef selbst der Spediteur. Da die OMM-Produkte zerlegbar sind, kann er diese ohne Hilfe transportieren und bei den Kunden aufbauen.

Solange Ehret seine Umsatzziele mit hochwertigen Möbeln nicht erreicht, ist der Umsatz aus anderen Sparten für ihn wichtig. OMM erwirtschaftet derzeit mit Arbeiten für die Palettenindustrie ein Drittel ihrer Einnahmen. Hinzu kommen Umsätze aus dem Werksverkauf und Dienstleistungen für Endkunden. Vor Ort kann man nicht nur Sofas und Kleinmöbel kaufen, sondern auch Leder und Stoffe. Außerdem reparieren, polstern und überziehen die OMM-Handwerker gebrauchte Möbelstücke. Ehret erwägt, Fertigteile für Hersteller von Massivholzmöbeln zu fertigen.

Trotz der vielen Arbeit und der Schwierigkeiten würde Ehret sich wieder für die Selbstständigkeit entscheiden. „Wenn das Konzept stimmt und man sich dahinterklemmt, kann man etwas aufbauen, auch in Deutschland“, sagt er. Wichtig seien natürlich motivierte Mitarbeiter. Ehret beschäftigt sieben Vollzeitkräfte in der Produktion und eine Angestellte im kaufmännischen Bereich. Außerdem kann er auf Minijobber zurückgreifen.

Messeauftritte geplant

Um seine Umsatzziele schneller zu erreichen, will Ehret die Sichtbarkeit seines Unternehmens auch in der Region erhöhen. So plant er, auf regionalen Veranstaltungen wie der Miltenberger Michaelismesse und der Königshöfer Messe über sein Angebot zu informieren. Außerdem will er in die Schreinerinnung eintreten und junge Menschen ausbilden, sobald sich sein Unternehmen stabilisiert hat.

„All die Arbeit nehme ich in Kauf, weil ich merke, dass es in die richtige Richtung geht“, sagt Ehret. Und auch deswegen, weil die Perspektive des 54-Jährigen weiter reicht als bis zum Rentenalter. So will sein 18-jähriger Sohn einen Beruf in der Holzbearbeitungsbranche ergreifen.

Info: Der Werksverkauf von OMM hat montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Mehr Infos erhält man unter www.omm-moebel.de.

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