Explosionen sind im Film meist erwünscht, in der Industrie hingegen weniger. Für sicheres Arbeiten in hochsensiblen Bereichen liefert Bartec die Komponenten. Inzwischen auch für ein Milliardenprojekt in Nahost.
Bad Mergentheim. Es ist ein eher unscheinbares Gebäude, die Bartec-Firmenzentrale in der Max-Eyth-Straße. Für Kenner ist jedoch schon in die Bauweise des Gebäudes ein kleiner Hinweis auf die Nutzung des gesamten Geländes eingearbeitet. Denn das achteckige Hauptgebäude ist eine Anspielung auf das Symbol für Explosionsschutz, das allerdings sechseckig ist. Diesem Plan machte ein Architekt beim Bau Mitte der 90er-Jahre einen Strich durch die Rechnung, dennoch kann man auf einer Karte mit ein bisschen Fantasie das Symbol für Explosionsschutz erkennen.
Die oft unscheinbar aussehenden Geräte ermöglichen Technikeinsatz in sensiblen Bereichen. © Bartec
Seit nun fast 50 Jahren geht es bei Bartec genau darum: den Schutz vor Explosionen in Bereichen, wo diese unter keinen Umständen auftreten dürfen. An Tankstellen oder Bohrinseln wären selbst kleine Funkenschläge verheerend, technische Geräte müssen hier absolut funkenfrei und damit explosionssicher sein. Und genau solche Komponenten liefert Weltmarktführer Bartec mit seinen rund 1300 Mitarbeitern.
Es ist ein konservatives Feld, die Industriesicherheit. Was jedoch nicht bedeutet, dass in der Herstellung von Sicherheitskomponenten keine Veränderungen und Modernisierungen Einzug halten. Beim Rundgang im Standort der Kurstadt mit Standortleiter Andreas Lucas zeigt sich diese Verbindung aus Althergebrachtem und Moderne allzu deutlich.
Da werden einerseits Mikroschalter hergestellt, mit denen Bartec bereits in der Anfangszeit am Markt war. „Zwischen 1975 und den 90er-Jahren waren diese Schalter in jeder Tankstelle Europas verbaut“, erzählt Lucas mit einem gewissen Stolz die Geschichte der unscheinbaren Kleingeräte. Andererseits werden am Standort in Bad Mergentheim auch neue Produkte auf Kundenwunsch entwickelt und hergestellt.
In Bad Mergentheim zusammengebaut, weltweit eingesetzt: Die Produkte von Bartec dienen der Sicherheit von Mensch, Maschinen und Umwelt in der Industrie. © Bartec
Dabei sehen die Geräte oft überraschend unspektakulär aus. Explosionsschutz – das sind bei Bartec auch gerne mal Smartphones oder kleine Bildschirme. Die Besonderheit daran ist eben, dass durch den technischen Aufbau Explosionen entweder vollständig verhindert werden oder – wo das nicht möglich ist – durch entsprechende Konstruktionen möglichst klein gehalten werden. Ein kontrollierter Knall gewissermaßen. So kann in hochempfindlichen Bereichen wie zum Beispiel Bohrinseln gefahrlos das von Bartec neu entwickelte Smartphone entwickelt werden. Denn auch dort wird die Technik benötigt, nur eben in besonders sicherer Form.
Beteiligung an saudischem Milliardenprojekt „Neom“
Das Unternehmen produziert neben seinen Standorten in Deutschland weltweit in mehreren Werken und auch die Absatzmärkte für die Produkte sind global. Immer wieder zeigt Andreas Lucas mit den Worten „Das geht nach Skandinavien“ oder „Das kommt in Asien zum Einsatz“ auf bestimmte Produkte.
Der wohl ’dickste Fisch’ dürfte die Beteiligung am Neom-Projekt sein. Es ist ein Projekt, das durch den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman ins Leben gerufen wurde. Auf einer Fläche von mehr als 25 000 Quadratkilometern – die Fläche ist damit größer als der deutsche Nachbarstaat Belgien – sollen hier neben einer Modellstadt auch ein Seehafen und Industrie entstehen. Bei der Eröffnung des Vorhabens 2017 wurde seitens des Staates Saudi-Arabien ein Investitionsvolumen von 500 Milliarden Euro (!) verkündet.
Grüner Wasserstoff soll dort ebenfalls in großen Dimensionen hergestellt werden. „Am Bau dieser weltweit größten grünen Wasserstoff-Ammoniak-Anlage ist Bartec beteiligt und liefert hierzu eine Vielzahl von Produkten, wie Schaltanlagen und Rtls-Tracker. Unsere Schaltschränke und Verteilerkästen sind der Schlüssel zum Funktionieren des Elektrolyseurs, mit dem der Wasserstoff gewonnen werden soll“, erklärt Pressesprecher Matthias Eder. Mit den Trackern können Mitarbeiter (zum Beispiel auf Ölbohrinseln vor der Küste) geortet werden, zudem senden diese in Notfällen Alarmsignale. Neben der Beteiligung an der Produktionsanlage für grünen Wasserstoff, der als vielversprechende Alternative für fossile Energieträger gilt, „liegt ein Schwerpunkt auf Offshore-Öl-Plattformen“, so Eder weiter. Auch biete man sich als Projektmanager und Experte für „Ex-ifizierung“, also Explosionsschutz, an.
Sicherheitslösungen für Projekte mit fossilen Energieträgern auf der einen, Mitwirken an ambitionierten Vorhaben mit Erneuerbaren Energien auf der anderen Seite – Bartec scheint sowohl an ’alte’ wie auch ’neue’ Wirtschaftszweige anschlussfähig. Grund genug für einen optimistischen Blick in die Zukunft, wie ihn Geschäftsführer Dr. Martin Schefter im FN-Interview zeigt.
Für die Sicherheit von Arbeitern auf Bohrinseln gibt es von der Firma Bartec einen speziellen Tracker. © Monty Rakusen