Die Hieber AG zeigt eindrucksvoll, wie ein Handwerksunternehmen mit familiären Wurzeln durch Innovation, Mitarbeiterorientierung und nachhaltige Entwicklung zum regionalen Marktführer für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik wurde. Gegründet 1971, verbindet der Betrieb heute handwerkliche Qualität mit zukunftsgerichtetem Unternehmertum – ausgezeichnet mit dem Großen Preis des Mittelstandes 2024.
Von Michael Weber-Schwarz
Weikersheim. Auf Kompetenz und das selbstständige Denken bewährter Mitarbeiter vertrauen. Als Chefs auch loslassen können. Und trotz aller wichtigen Entwicklungen am Puls der Zeit immer familiär bleiben. Das ist das Erfolgsrezept des Weikersheimer Traditionsunternehmens um Detlef Hieber und dessen Frau Gabi Ehrmann-Hieber.
Aus kleinen Anfängen in Laudenbach heraus ist über die Jahrzehnte ein Handwerksunternehmen entstanden, das heute in der weiten Region zu den ganz bekannten Playern im Bereich Sanitär-Heizung-Klima gehört. Durchaus als Bremse für Kunden wie Firma empfindet Detlef Hieber die Bürokratie auf dem Bau-Sektor. Wenn es mit dem bundesweit geforderten Schaffen von Wohnraum schneller gehen soll, müssten auch die Hürden abgebaut werden. Alle Beteiligten brauchten Planungssicherheit, vor allem, wenn es um Förderungen gehe.
Tradition und Innovation unter einem Dach
Die Hieber AG in Weikersheim steht exemplarisch für die erfolgreiche Verbindung von Tradition und Innovation. Ohne handwerkliche Qualität, Nachhaltigkeit und letztlich auch Mitarbeiterzufriedenheit geht es nicht. Mit diesem Mix hat sich das Unternehmen als verlässlicher Partner in der Haustechnik etabliert und blickt optimistisch in die Zukunft, so Detlef Hieber im Gespräch mit der FN-Redaktion.
Wie gelang der Sprung vom Mini-Unternehmen im Bereich Heizungsbau zum Betrieb mit aktuell rund 75 Mitarbeitern? Ein Sprung war es gar nicht, hält Hieber fest, sondern eine lang andauernde, überschaubare Entwicklung. Immer wieder war aber doch eine gewisse Risikobereitschaft nötig, wenn es darum ging, sich um größere Projekte zu bewerben. Und: Ein wenig Glück hat auch dazugehört.
Ein Blick auf die Anfänge: Im Jahr 1971 gründeten Rita und Leonhard Hieber in einer kleinen Mietwohnung in Laudenbach, einem Ortsteil von Weikersheim, die Firma Hieber. Ein Bankdarlehen gab es damals zunächst nicht. Aber mit Mut und handwerklichem Können legten die beiden den Grundstein – ein Kredit über 5.000 Mark wurde dann doch über eine Bürgschaft auf den elterlichen Bauernhof im Schwäbischen möglich. „Leo“ Hieber kannte das Vorbach- und Taubertal bereits durch Arbeiten auf Montage, wo er Heizungsanlagen auf Bauernhöfen und in öffentlichen Gebäuden installiert hatte.
Handwerk verstärkt seine öffentliche Präsenz
Mit dem Eintritt seines Sohnes und jungen Meisters Detlef Hieber im Jahr 1990 begann eine neue Ära. Aus dem Betrieb mit einer Handvoll Mitarbeiter wurde langsam etwas GrößeresDieie Entwicklung geschah vor dem Hintergrund eines Paradigmenwechsels auch im Handwerk an sich. Bis dato waren die Betriebe praktisch unsichtbar: Man pendelte zwischen Werkstatt/Lager und Baustelle. Doch findige Unternehmer begannen sich langsam öffentlich zu zeigen – mit kleinen Ausstellungen und Showrooms, mit verstärkt sichtbarer Präsenz. Für Hieber folgte dann durchaus ein Sprung: von Laudenbach an die Tal- und Landesstraße in Weikersheim. Schon in „Phase eins“ baute man mit durchaus auffälligen Fensterelementen einen vorhandenen älteren Baukörper um und legte sich plastisches Firmenlogo mit Wiedererkennungseffekt zu.
2002 erfolgte die Umfirmierung zur Aktiengesellschaft und das Unternehmen wuchs kontinuierlich. Heute zählt die Hieber AG mit ihren 75 Mitarbeitern zu den führenden Fachbetrieben in der Region für Bad, Heizung, Lüftung und Elektrotechnik.
Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt
Die Leistungen der Führungsebene sind heute auf mehrere Bereichsleiter und -leiterinnen mit Prokura verteilt: eine Entlastung für „Chef und Chefin“, die aber deshalb nicht weniger zu tun haben. Aktuell läuft der weitere Ausbau des Firmensitzes. Vor allem der Lager- und Logistikbereich wird auf den neuesten Stand gebracht, die Verlademöglichkeiten etwa werden wetterfest, es wird ein neuer und nötiger Büro-Bereich gebaut. „On top“ wird es ein 450 Quadratmeter großes Gründach geben. Abbruchmaterial ist vor Ort aufbereitet und wiederverwendet worden: Nachhaltigkeit.
Der Blick von außen; die Privatkundensicht sozusagen: Absolut sehenswert ist der Vorzeigebereich im Zusammenhang mit den Möglichkeiten bei der Badgestaltung. Hier sind nicht nur angeschlossene und damit funktionierende Wannen und Duschen zu sehen, sondern Komplettpakete. Gabi Ehrmann-Hieber ist eine passionierte Sammlerin ungewöhnlicher Einrichtungsgegenstände, von Kunst- und DekorationsobjektenDieie ausgestellten Bäder laden förmlich zum Benutzen ein, geben den Kunden mindestens Inspiration für ihrer eigenen Ideen und Vorstellungen.
Showräume machen Unsichtbares sichtbar
Von einer technischen „Installation“ sieht man naturgemäß wenig bis gar nichts. Rohre und Leitungen verschwinden in Boden und Wand. Die bunten und teils recht ungewöhnlich gestalteten Showräume sind deshalb unter dem Blickwinkel des Marketings ein wirksamer Kunstkniff. Dort wird das Technische „hinter den Kulissen“ sozusagen auf den sichtbaren Bühnenvordergrund gebracht.
Beispiel eines Showrooms bei Hieber in Weikersheim: Nur wenig erinnert an ein Badezimmer, wie man es noch vor drei Jahrzehnten eingebaut hat. Eine stimmige Innenarchitektur spielt heutzutage eine große Rolle. © Jan Schmiedel
Gabi Ehrmann-Hieber erinnert sich: Noch vor drei Jahrzehnten investierten Bauherren vor allem in Küchen. Dann wurde zunehmend das Bad als positiv besetzte Erlebniswelt jenseits der puren Körperpflege mit Seife und Duschgel entdeckt. Hier hat Hieber sich gezielt positioniert und qualifiziert. Doch auch im Bereich letztlich unsichtbarer Leitungssysteme hat Hieber eine Vielzahl an Referenzen in der weiten Region.
Vom historischen Längs- zum heutigen Querschnitt: Kulturelles und soziales Engagement gehört für Hieber ebenso dazu, wie Hochschulkooperation und Nachwuchsförderung, der kontinuierliche Einsatz für standes-, bzw. wirtschaftspolitische Themen in der Region und mittlerweile auch bundesweit. Qualität, Verlässlichkeit, Innovation, das wird öffentlich honoriert: Hieber ist 2024 mit dem „Großen Preis des Mittelstandes“ ausgezeichnet worden – bei einem Pool von 4500 Bewerbern aus ganz Deutschland.
Familiäre und offene Führungskultur
Mitarbeiterorientierung wird großgeschrieben, man bleibt aber trotz der erreichten Beschäftigtenzahl familiär. Die internen Dialoge werden offen geführt und auch die Türen zur Leitungsetage sind (je nach den täglichen Möglichkeiten) immer offen. Kompetenz kommt von innen, durch die Qualifizierung der Mitarbeiter, sind sich die Hiebers sicher. Sie nutzen ihre „abgegebenen“ Chef-Zuständigkeiten heute für Input im Sinne der Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens. Trends wahrnehmen, abwägen, weiter im Austausch mitentscheiden, entwickeln; zusammengefasst: „Wir nutzen unsere Möglichkeiten, über den Tellerrand hinauszublicken“, macht Detlef Hieber klar.