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Interzero revolutioniert das Recycling

Jan. 10, 2025 | Allgemein

Der sortierte Kunststoff wird in der bestehenden Interzero-Anlage in Ballen auf dem Außengelände gelagert, bis es abtransportiert wird. Bild: Stefanie Cabraja
Das Unternehmen ist auf die Wiederaufbereitung von Verpackungskunststoff spezialisiert. Eine innovative Nachsortieranlage soll die Recyclingquote in ganz Deutschland um rund 3,8 Prozentpunkte steigern.

Verpackungen sind allgegenwärtig. Ob zum Schutz von Lebensmitteln, wie Joghurtbecher, Wurst- und Käseverpackung oder als Gefäße, in denen Produkte aufbewahrt werden, wozu beispielsweise Waschmittel, Shampoo oder auch Baumaterialien wie Silikon zählen. Jeder schmeißt jedes Jahr eine große Menge an Verpackungen in die Gelbe Tonne. Ein Blick in den Abfallkalender, die Tonne wird rausgestellt und das Müllfahrzeug sammelt den Abfall aus zahlreichen Haushalten ein. Für den Verbraucher ist das Thema mit dem Zurückstellen der Tonne erledigt.

Doch unser „Müll“ begibt sich ab diesem Zeitpunkt auf eine große und komplexe Reise – Die Reise des Recyclings. Ziel ist es, mit der Sammlung des Verpackungsmülls zusätzliche Wertstoffe für ein hochwertiges Recycling zu gewinnen. Dazu gibt es das Verpackungsgesetz, das genaue Vorgaben macht, wie hoch dieser Anteil sein muss.

Das Unternehmen Interzero hat sich auf das Kunststoffrecycling sowie Kreislauflösungen spezialisiert. An fünf Standorten in Deutschland sortiert Interzero durchschnittlich insgesamt rund 810 000 Tonnen Leichtverpackungen und Wertstoffgemische im Jahr. Davon werden aktuell rund 220 000 Tonnen durch die Bestandsanlage in Walldürn sortiert. Weitere Anlagen stehen in Berlin, Braunschweig, Marl und Leipzig. „Knapp ein Drittel von dem, was in Deutschland in die gelbe Tonne wandert, landet in einer der Interzero-Anlagen“, erklärte Thomas Herkert, Chief Technology Officer bei Interzero.

Sortierung und Trennung der Kunststoffe

Doch was passiert eigentlich hinter den Türen und Toren des Walldürner Unternehmensstandorts? Die Bestandsanlage sortiert den angelieferten Abfall aus den Gelben Tonnen, um diesen in zwölf verschiedene Materialien zu trennen, darunter die vier wichtigsten Kunststoffe Polyethylenterephthalat (PET), Polypropylen (PP), Polyethylen (PE) und Polystyrol (PS). Der Abfall wird zunächst in ein Trommelsieb gegeben. Dort wird nach der Größe der Gegenstände unterschieden. Mit Hilfe eines Magnets werden Metalle aussortiert. Der „Wirbelstromabscheider“ erkennt Nichteisenmetalle und sondert diese ebenfalls aus. Dazu zählen beispielsweise die Aluminiumdeckel auf Joghurtbechern. Folien werden in einer speziellen Trennvorrichtung – dem Windsichter – separiert.

Es landen weiterhin zahlreiche Sachen in der Gelben Tonne, die da nicht reingehören. Von den Leichtverpackungen und Wertstoffgemischen werden die Reste getrennt, die später verbrannt werden. Vor allem elektronische Gegenstände hätten dort nichts verloren, erklärte Sven Lurz, technischer Leiter der künftigen Nachsortieranlage. Diese können zu Bränden in der Anlage führen. Deshalb sind die Bänder mit Wärmebildkameras ausgestattet, um sämtliche Erwärmungen schnellstmöglich zu entdecken und beseitigen zu können.

Herzstück der Anlage ist die Nah-infrarot-Trennung. Die verschiedenen Kunststoffarten reflektieren das Licht unterschiedlich im Infrarot-scanner. Dieser übermittelt je nach Sortierauftrag ein Signal und die Position auf dem Band, so dass der entsprechende Gegenstand vom Band geblasen werden kann. Die verschiedenen Kunststoffe werden gesammelt und zu Ballen zusammengefasst. Diese sind im Schnitt zwischen 600 Kilogramm und einer Tonne schwer. Die Ballen werden von Walldürn zur Weiterverarbeitung abtransportiert.

Innovative Nachsortieranlage für Mischkunststoffe

In den Resten verbergen sich jedoch weiterhin Mischkunststoffe. Hier sind verschiedene Kunststoffarten untrennbar miteinander verbunden und dadurch bisher nicht recycelbar. Interzero setzt nun ein innovatives Projekt am Standort Walldürn um. Thomas Herkert hat federführend das Konzept einer Nachsortieranlage entwickelt. Diese Form der Sortierung von Leichtverpackungen und Wertstoffgemischen wird es so zum ersten Mal in Deutschland geben. Auf dem etwa 72 000 Quadratmeter großen Gelände im Verbandsindustriepark wird die Nachsortieranlage in einer etwa 33 000 Quadratmeter großen Halle realisiert.

In dieser Halle werden rund sechs Kilometer Förderband verbaut, die den Abfall durch die Nachsortieranlage transportieren. Bild: Stefanie Cabraja

Dabei gibt es ein Input-Lager mit Ein- und Ausfahrt für Lkw, die Verarbeitungshalle und auch ein Output-Lager, ebenfalls mit Ein- und Ausfahrt für die Transportfahrzeuge. Dementsprechend finden in der neuen Anlage alle Schritte in einem geschlossenen Raum statt. Die Verarbeitungshalle ist das Herzstück, in dem sich die Nachsortieranlage befindet. Rund sechs Kilometer Förderband werden dort verbaut. Diese transportieren das Material von der Aufgabe (Input) bis zu den fertig sortierten Ballen (Output). Dabei wird der Abfall auf vier Linien sortiert, um eine höhere Kapazität zu erreichen. Die neue Anlage könne künftig rund 260 000 Tonnen im Jahr nachsortieren, erklärte Herkert.

Die neue Anlage verarbeitet die Mischkunststoffe aus den Bestandsanlagen und trennt so zusätzlich jene auf Polyolefin-Basis heraus. Nach dem Sortiervorgang werden diese vom Interzero-Partner OMV weiterverarbeitet, und zwar chemisch recycelt. Aus dem Material wird dann Pyrolyse-Öl hergestellt. Dieses ist vergleichbar mit neuen Vorprodukten für die Kunststoffherstellung aus der Rohöl-Raffinerie. Damit wird insgesamt aus der Gelben Tonne mehr recycelbares Material gewonnen. „Mit der neuen Anlage steigern wir die Recyclingquote in ganz Deutschland um rund 3,8 Prozentpunkte“, so Herkert.

Aktuell laufen mehrere Bauabschnitte gleichzeitig. Der Rohbau ist in den letzten Zügen, und der Trocken- sowie Maschinenbau beginnt. Die Anlage soll nach Herkerts Angaben Ende 2025 beziehungsweise Anfang 2026 in Betrieb genommen werden. Nach sechs Monaten soll die Anlage optimal funktionieren.

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